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Alt 08.08.2008, 13:27
*gerhard* *gerhard* ist offline
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Standard AW: Erfahrungen mit Nexavar / Müdigkeit / fatigue?

Hallo Carmen,

ein paar persönliche Erfahrungen meinerseits.

Ich hatte anfänglich (2/2006), ebenfalls nach Bestrahlung einer in der Schulter gewachsenen Metastase, und dann nach Einleitung der Behandlung mit Nexavar ganz erhebliche Beschwedern mit Schlappheit, Müdigkeit und Schwäche.

(Details kannst Du hier nachlesen: http://www.krebs-kompass.org/forum/s...ad.php?t=21631)

Anfänglich konnte ich mich über Wochen kaum auf den Beinen halten, lag fast immer nur auf der Couch herum, konnte mich oft nur zum Essen erheben und fühlte mich dann schwach wie ein Fieberkranker. Etwa 6 Wochen nach Abschluss der Bestrahlung ließen die Schulterschmerzen (wie von den Strahlentherapeuten vorausgesagt) deutlich nach, allmählich gewöhnte ich mich (nach mehreren Monaten) schließlich auch zunehmend an das Medikament Nexavar. Das habe ich 7 Monate in voller Dosierung (800 mg) und dann noch einmal 3 Monate in der halben Dosis eingenommen.

Deutlich besser ging es mir erst etwa 2 Monate nach Umstellung auf Sutent (ca. April 07). Zwar brachte dies neue Nebenwirkungen (u.a. Magenprobleme, Säure und Geschmacksveränderungen), aber durch die regelmäßigen Pausen (4 Wochen Einnahme, 2 Wochen Pause) kann sich der Körper immer wieder von dem Medikament erholen. Seither ist -bis auf den heutigen Tag- ein fester Rhytmus geblieben: Es geht etwa 3 Wochen aufwärst, teilweise fühle ich mich überhaupt nicht krank und habe eine sehr hohe Lebensqualtität! Dann geht es langsam wieder 3 Wochen abwärts, am schlimmsten ist die 4. Woche. Aber man weiß dann bereits, dass ein neues Hoch bevorsteht und erträgt die Nebenwirkungen mental viel leichter. Insgesamt empfinde ich rückblickend die Einnahme von Sutent deutlich verträglicher, als die von Nexavar. Aber natürlich ist das von Fall zu Fall verschieden. Sehr gute Erfahrungen habe ich im letzten Halbjahr mit Cannabis gemacht, das ungemein entspannend, schmerzlindernd und appetitanregend ist.

Verena/Sonnenstrahl hat schon einige sehr nützliche Tipps geschrieben. Mir hilft ganz außerordentlich regelmäßige Bewegung an der frischen Luft. Ich bin täglich mindestens 3 -4 Stunden draußen, egal bei welchem Wetter. Schön wäre es, einen Hund zu haben, der einen regelmäßigen Rhytmus vorgibt. Wenn ich nicht gut gehen oder radfahren kann, bin ich mit dem Mofa/Roller unterwegs und hänge viele Stunden im "Sky-Chair" auf der Terasse ab, mit einem guten Buch...

Für Deinen Vater gilt erst mal: Durchhalten und Abwarten, vor allem innerlich nicht resignieren, sich Interessen und Zielen zuwenden, die man trotzdem mit Freude genießen kann. Viele gewöhnen sich erst allmählich an das Medikament. Das braucht Zeit und Geduld, aber es lohnt sich!

Überhaupt: Das Leben spielt sich ja überwiegend im Kopf ab. Ein Ausnahmebeispiel, mit Behinderung umzugehen, ist für mich der von ALS (Lateralsklerose/Muskelschwund) befallene britische Astrophysiker Steven Hawking. Mehr als 30 Jahre im Rollstuhl, inzwischen vollständig gelähmt und völlig sprachunfähig, steuert er nur mit Augenkoordination unendlich mühsam seinen Computer, um Weltbestseller zu schreiben. Er betrachtet sein Leben noch immer als außerordentlich lebenswert. Jedem von uns geht es doch um Größenordnungen besser.

Alles Gute

Gerhard
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