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Alt 18.07.2008, 12:02
super V super V ist offline
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Registriert seit: 18.07.2008
Ort: Nierstein
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Unglücklich AW: Profil: Angehörige stellen sich vor...

Hallo an alle da draußen,

ich weiß schon gar nicht mehr wie viele Stunden ich schon vor dem PC sitze und Beiträge lese… Ich glauben in den letzten Monaten habe ich nicht so viel über Krebs erfahren wie in den letzten Stunden in diesem Forum. Ich danke euch allen.

Zu mir:
Ich heiße Vera, bin 48 Jahre alt und lebe mit meinem Sohn (20) zusammen in Nierstein
Bis März 2007 verlief mein Leben in geregelten Bahnen. Mein Vater (75) lebte mit meinem behinderten Bruder (46) in Essen. Meine Mutter (sind seit 25 Jahren geschieden) lebt mit ihrem Mann ebenfalls in Essen.

Im März 2007 hatte mein Vater einen Herzinfarkt, den er gut überstanden hat. Bei diesem Infarkt wurde ein Lungenkarzinom festgestellt. Da stand für mich fest, dass mein Vater und mein Bruder in meine Nähe ziehen müssen, damit ich mich besser um sie kümmern kann.

Mein Vater wurde dann erfolgreich im Mai operiert. Der Arzt teilte mir mit, dass nach Abschluss der Reha mein Vater sich auf ein langes gesundes Leben vorbereiten könnte.
In der Zwischenzeit habe ich eine 2 Wohnungen für meinen Vater und für meinen Bruder gesucht und eingerichtet.
Meinem Bruder geht es richtig gut allein zu leben und hat tolle Betreuer gefunden. Er lebt richtig auf.

Meinem Vater viel die Eingewöhnung in einem neuen Ort schlechter. Ich bemühte mich aber es ihm so leicht wie möglich zu machen.
Alles lief gut.

Im November bekam mein Vater starke Schmerzen im Arm. Wir sind von einem zum anderen Arzt gelaufen, bis ich schließlich selbst schon dachte, dass mein Vater nur simuliert ( O-Ton Arzt: bei solch starken Medikamenten KANN er keine Schmerzen mehr haben!).
Bis März waren wir bei vielen verschiedenen Ärzten. Mein Vater wollte dann ins Krankenhaus. Unsere damalige Hausärztin teilte uns mit, dass man ihn sowieso wieder heim schicken würde, es läge nichts akutes vor.
Ich bin dann ohne Einweisung mit ihm ins Krankenhaus.
Dort hat man dann nach einigen Tagen festgestellt, dass die HWS, die Schulter und die Hüfte voller Metastasen sind und es keine Hoffnung mehr gibt. Nur noch Lebensqualität erhalten.
Der Schock saß tief. Ich fühlte mich schuldig nicht noch mehr gemacht zu haben.
Er bekam 30 Bestrahlungen und jetzt Chemo mit Navelbine.
Er wohnt jetzt bei mir. Ich arbeite nur noch 6 Std. täglich, damit ich genügend Zeit für ihn habe.
Die körperliche und zeitliche Belastung bei der Pflege finde ich nicht so schlimm. Aber die psychische Belastung ist fast unerträglich. Mein Vater verdrängt noch immer! Der Umgang damit fällt mir so schwer.

Sorry, dass es fast ein Roman geworden ist, aber allein das alles mal in Textform zu fassen tut schon fast wieder gut
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