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Alt 04.07.2008, 13:11
Eponine1974 Eponine1974 ist offline
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Standard AW: Ich muss einfach mal Dampf ablassen...

Liebe Petra (Namensvetterin ),

war vielleicht auch etwas missverstaendlich, ich meinte nicht, dass sie im Sterben liegt.
Es ist Krebs im Terminalstadium, die Aerzte geben ihr noch maximal bis Weihnachten. Das hat man uns allerdings letztes Jahr auch schon gesagt. Heisst also: Nichts Genaues weiss man nicht. So Prognosen sind sowieso was fuer den A..., Menschen sind doch keine Statistiken

Bis vor kurzem ging es ihr noch relativ gut, sie war noch recht aktiv und die koerperlichen Symptome hielten sich in Grenzen, wenn man das denn ueberhaupt sagen kann.
Auch momentan geht es ihr sicher "den Umstaenden entsprechend", aber es geht definitiv bergab. Wir standen uns imer recht nahe, daher merke ich die Veraenderung schon allein an der Art, wie sie spricht, was sie sagt etc. Vom koerperlichen Verfall fange ich jetzt lieber gar nicht an ...

Sie bekommt z.Zt. noch palliative Chemotherapie, wie lange noch, steht allerdings in den Sternen - die Aerzte deuteten an, dass man so langsam an die Grenzen kommt. Zusaetzlich faengt sie jetzt mit Misteltherapie an, damit sie wieder auf die Fuesse kommt (ihre eigenen Worte).
Sie war immer sehr stark, hatte mit gerade 30 schon mal Brustkrebs, den sie damals besiegt hat. Und jetzt das

Sie ist fest davon ueberzeugt, noch ihren 60. zu erleben (naechstes Jahr im Maerz) und will noch ihr erstes Enkelkind sehen. Nein, ich bin nicht schwanger

Ich besuche sie, so oft ich kann, aber das sind wie gesagt immer nur ein paar Tage. Niemand weiss, wie lange sie noch lebt, und ich kann ja nicht auf unbestimmte Zeit mein eigenes Leben anhalten. Wuerde ich aber gerne, denn es ist einfach ein Unterschied, ob man telefoniert oder da ist ...

Sie zu uns zu holen hatten wir schon ueberlegt, das ist aber leider nicht so einfach, da der NHS chronisch kranke Auswanderer nicht so ohne Weiteres aufnimmt. Wenn das alles so einfach waere, waeren wir sicher schon laengst mit einer Loesung um die Ecke gekommen - ist es aber nicht. Zurueck nach Deutschland gehen auf unbestimmte Zeit und dort arbeiten kann ich so ohne Weiteres auch nicht, buerokratisch ist das alles nicht so leicht, wie man sich das wuenschen wuerde, da steckt eine Menge Versicherungsproblematik hinter (ist ja nicht so, dass wir das nicht schon abgeklopft haetten).

Was mir viel mehr zu schaffen macht ist, dass ich eben gerne staendig da waere, auch momentan, wo es ihr noch zumindest einigermassen geht, einfach um ihr bei den taeglichen Kleinigkeiten zu helfen. Sie hat zwar Pflegestufe, und auch das ambulante Hospiz ist eingeschaltet, aber Familie ist eben doch was anderes ...

Danke noch mal fuer's Zuhoeren - es ist schon schoen (na ja, "schoen" ist relativ), dass man hier Menschen findet, die sich in aehnlichen Situationen befinden. Um mich rum heisst es sonst immer nur: "Wie geht es denn Deiner Mutter?" Es wird zunehmends seltener, dass mich jemand fragt, wie es mir geht Ich bin nicht mehr Petra, sondern "Petra mit der todkranken Mutter".
Das soll jetzt niemand falsch verstehen, denn unsere Probleme sind ja wirklich klein verglichen mit dem, was die tapferen Betroffenen tagtaeglich durchstehen muessen. Trotzdem leide ich innerlich fuerchterlich, und immer stark zu sein faellt mir zusehends schwerer ...
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"Hoffnung ist eben nicht Optimismus, es ist nicht der Glaube, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht." - Václav Havel
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