Einzelnen Beitrag anzeigen
  #14  
Alt 03.09.2003, 18:29
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Motivation :-((

Hallo Ihr Lieben,

bitte nicht streiten. Guckt mal, es haben ja eh alle irgendwo recht.
Denn wenn sich ein Krebspatient so schlecht fühlt, und sowieso weiss, dass er eine sehr schlimme Krankheit hat, so steht ihm der Tod immer sehr nahe. Das "wollen" und "zulassen" schwebt die ganze Zeit um seinen Kopf herum, und je mehr er leidet, dann "schwebt" es eben auch um so mehr um ihn herum.
Hier als Aussenstehender zu beurteilen, ob der kranke Mensch tatsächich gehen möchte oder nicht, ist nicht so einfach, es sei denn, der Betroffene spricht es deutlich aus. Aber selbst wenn er es nicht ausspricht, so ist das "wollen" und "zulassen" trotzdem immer wieder da. Letzten endes wird er ja trotz allem von einem Mörder bedroht, und es ist ... naja, wie eine Entwicklungsphase, sich damit auseinander setzen zu müssen.
Das selbe bei mir, denn nur schon der Gedanke an meinen Krebs lässt "es" gleich wieder um meinen Kopf "schwirren". Doch freie Entscheidung: Ich kann kämpfen, oder eben auch nicht. Kampf muss jedoch nicht immer bedeuten, als Sieger davon zu kommen. Ich kann auch NICHT kämpfen, aber das bedeutet ebenfalls noch lange nicht, dass ich deswegen auch gleich verlieren werde.
Tatsache ist jedenfalls immer, dass die Krankheit das Leben irgendwie bedroht, und dieses Wissen ist auf jeden Fall da, ob ich nun will oder nicht.
Mögen manche vielleicht von mir denken, dass ich demnach sterben möchte, so sind sie im (kleinen) Irrtum, weil ich mich bloss bereits ein Stück damit arrangiert habe. Doch nach Aussen sieht es somit bloss so aus, als würde ich gerne "gehen".
Wisst Ihr, wie ich meine?

Aber das Leid kann natürlich so gross sein, die Zeit allenfalls da sein, dass der Wunsch zum "gehen" voll da ist. Hätte ich da jetzt eine Familie um mich herum, die dauernd mit mir schimpft, weil ich mich "gehen lasse" (oder wie immer man das auch nennen kann), so würde ich vielleicht eher Rücksicht auf meine Familie nehmen und ihnen erst gar nichts von meinem Wunsch des "gehen wollens" erzählen.
Darum meine ich, ist Offenheit schon wichtig, indem man auf den Krebspatienten eingeht und ihm Fragen stellt. Auf Fragen bekommt man in der Regel meistens Antworten. Da erfährt man seine Wünsche, da weiss man in etwa, wie man ihm helfen kann.

Auch das "loslassen" hat viele Gesichter (für Angehörige mein ich), denn man kann von einem MenschenLEBEN "loslassen", oder eben auch nur vom eigenem Willen, um den Willen des anderen zuzulassen.
Ich habe mir oft gewünscht, dass manche meiner lieben Leute von ihrem "verkrampften Wollen" losgelassen hätten, denn dann hätten sie mich nicht so unter Druck gesetzt. Dieses "verkrampfte Wollen" hat auch mehrere Seiten: Es ist oft ein Nicht-Wahrhaben-Wollen, und oft auch ein "Wieder-Ordnung-Habenwollen". Aber dieses ganze "Wollen" nützte mir überhaupt nichts. Wichtig war, was ICH wollte.

Vielleicht mag dieser Teil egoistisch klingen, doch ein Mensch, der mit einer tödlichen Krankheit ringt, dem ist meiner Meinung nach jeglicher Egoismus mal so richtig zu gönnen. Schliesslich geht es um sein Leben.
Dieser Egoismus muss aber nicht bedeuten, dass alle um ihn herum rennen müssen, dass ihm unbedingt jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird. Es ist ein reiner Egoismus der Existenz, ein Egoismus über das eigene Leben. Da mögen manche Wünsche vielleicht dazu gehören, aber meistens sind es nur kleine Dinge.
Existenzdinge: Da-Sein, Lächeln, das Schöne sehen, keine negativen Dinge, noch etwas tun wollen, das einem Freude macht ...

Bitte nicht verwechseln mit "Verdrängen", ja? Krebs kann man kaum verdrängen. Er ist immer da. Er bedroht immer. Man muss sich eh irgendwie damit auseinander setzen. Irgendwann. So oder so. Aber das Leben - vielleicht das restliche Leben - besteht nicht nur aus Ärzten, aus Menschen die "wollen, dass man ...", aus Chemos und Spritzen, ... das Leben besteht - ganz besonders das restliche Leben - aus den schönen Dingen, auch wenn sie nur ganz klein sind.
Nicht wahr?

Somit sende ich Euch ein liebes Lächeln (grins!) und bis späterchen.
Grüsse von der
"krassen" Brigitte
Mit Zitat antworten