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Alt 02.09.2003, 18:12
Gast
 
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Standard Ich muss doch etwas tun !!?

Hallo, Ihr Lieben!

Du hast sicher Recht, liebe susanne: Es ist in dieser Situation nicht immer einfach, genau zu wissen, was richtig oder falsch ist, und ich frage mich, ob man es überhaupt so beurteilen kann. Ich wollte nur sagen, daß man einfach nicht weiß, wann ein Sterbeprozeß beendet ist und daß es schwierig ist, eine Aussage darüber zu treffen. Aber bei meiner Mutter war es mehr oder weniger genauso, wie Du es beschrieben hast. Unsere Ärztin hatte uns vorgewarnt, daß meine Mutter diese Verwirrtheitszustände bekommen würde, und doch waren wir nicht richtig darauf vorbereitet. Zum Schluß fiel sie dann ins Koma und wir bereiteten uns darauf vor, sie länger zu pflegen, weil es noch einige Zeit hätte dauern können, wie man uns sagte. Es sind dann doch nur zwei Tage daraus geworden, und ich war und bin froh darüber. Die Ärztin hatte uns gesagt, es könne sehr schlimm für uns werden, meine Mutter könne offene Beine bekommen und auch sonst Wunden und Druckstellen überall am Körper, weil sie sich ja nicht mehr alleine drehen konnte. Nun ja, das ist ihr und uns zum Glück erspart geblieben...

Ich finde es wunderbar, daß Deine Mutter offensichtlich die ganz große Liebe erleben durfte. Für viele bleibt das ja ein lebenslanger Wunschtraum. Klar, daß es ihr jetzt nicht gutgeht. Sie wird wahrscheinlich erst allmählich den Verlust realisieren, wenn sie etwas zur Ruhe kommt. Jeder Mensch reagiert etwas anders auf derartige Ereignisse, aber ich denke, das Wichtigste ist, daß Deine Mutter ihre Trauer ausleben kann und sie einfach zuläßt. Und da Du, wie ich annehme, ja auch trauerst, könnt ihr das vielleicht gemeinsam, indem ihr über den verstorbenen Mann Deiner Mutter redet, euch vielleicht Fotos anschaut, wenn euch danach ist, seine Lieblingsmusik hört, etc. Es gibt viele Möglichkeiten, wie man mit der Trauer umgehen kann. Wichtig dabei ist nur, daß man sie nicht verdrängt, weil man denkt, sie sei etwas Schlechtes. Aber sie ist nur die ganz normale Reaktion der Psyche, mit einem schmerzlichen Ereignis umzugehen.
Mir hat es viel gebracht, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Unter der Adresse www.trauerforum.de findet man Menschen, die Ähnliches erlebt haben. Man kann dort selbst schreiben oder einfach nur lesen, und wenn man Glück hat, findet man einen Ansprechpartner. Aber da Deine Mutter weder Internet noch Computer hat, könnte ihr vielleicht ein Trauerseminar helfen, sofern sie das möchte.
Zudem glaube ich, daß Du Deiner Mutter auch schon ganz viel hilfst, indem Du einfach da bist. Jemanden in der Nähe zu wissen, der zuhört, wenn man es braucht, kann ungeheuer hilfreich sein. Alles andere kann nur die Zeit erledigen, und, auch wenn man es nicht glaubt, das tut sie wirklich. Ich hätte es selber nie für möglich gehalten, aber dieser große Schmerz, der am Anfang so übermächtig ist und das gesamte Denken und Empfinden beherrscht, wird eines Tages leichter. Meine Persönliche Erkenntnis ist, daß die Trauer wohl nie ganz aufhört, daß man aber lernen kann, mit ihr umzugehen und zu leben.

In diesem Sinne wünsche ich Dir und Deiner Mutter erst einmal viel Kraft für die Beerdigung und für die Zeit danach, daß das Vertrauen in das Leben irgendwann zurückkommt.

Was Jürgen betrifft, so wird er vermutlich im Moment viel im Kopf haben. Aber ich bin sicher, er wird wieder schreiben, sobald ihm danach ist.

Alles Gute
Bettina
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