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Alt 18.05.2008, 20:33
Kerstin Kerstin ist offline
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Liebe Conny,

ich bin mir sicher, dass dir hier keiner böse sein wird, wenn du nicht jedem einzeln antwortest. Es war so vielen ein Bedürfnis ein paar Worte zu schreiben, da Jörg und auch du uns ans Herz gewachsen seid und ein Stück Vorbild ward.

Ich war bis zum Tod meiner Mutter immer der Meinung, dass man merken muss, wenn es zu Ende geht. Ich weiß zwar immer noch nicht, ob es so oder anders ist, aber wenn ich daran denke, dass ich am Abend bevor meine Mom gegangen ist noch mit ihr am Tisch saß, als sie ihre Pfannkuchensuppe gelöffelt hat ... Sie hat auch noch einige Tage zuvor gesagt, dass sie sich auf das Frühjahr freut und sie dann wieder mit ihrem Beetle durch die Gegend düsen und auch wieder Rad fahren will. Sagt das ein Mensch der weiß, dass er nicht mehr lange hat? War das ein Wunschdenken oder hatte sie wirklich keine Ahnung, dass sie sehr bald sterben muss? Sie hat mich an dem Abend heim geschickt, ich soll mich um meine Tiere kümmern, ich würde ja eh morgen wieder kommen und sie besuchen. Nie hätte ich gedacht, dass ich sie da zum letzten Mal sehen werde. Ich wollte es nicht wahr haben, als ich den Anruf bekam, dass meine Mom es „geschafft“ hat. Meine Mom wollte nie über bestimmte Sachen reden, war es ihr nicht wichtig oder wusste sie nicht, dass sie darüber reden sollte? Erfahren werde ich es nie. Ich denke, bei Jörg war es genauso. Er hat einen harten Kampf geführt und er wollte es auch nicht wahr haben, dass es zu Ende geht. Vielleicht ist es manchmal besser, wenn man nicht darüber spricht. Es macht es schon im voraus so endgültig. Macht es nicht besser für uns.

Ich habe „nur“ meine Mom verloren, du deinen Partner, Mann und deine große Liebe. Aber ich bin sicher, dass auch du wieder auf die Beine kommst und die Bilder seines Sterbens vielleicht nicht vergessen, aber etwas verdrängen wirst und wieder glücklich sein kannst. Dafür drücke ich dir die Daumen, ich wünsche es dir von ganzem Herzen.

Und bitte tu mir einen Gefallen: Sieh deine Zeilen hier nicht als Gejammere. Wir alle können dich nur zu gut verstehen. Jörg war etwas besonderes, für dich und für uns alle hier.

Ich schicke dir ganz liebe Grüße
Kerstin
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Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist

Wir hatten ein kleines Wunder. Meine Mom hat dem Mistkerl fast 3,5 Jahre die Stirn geboten. Am 17.01.08 hatte meine Mom keine Kraft mehr zu kämpfen. Sie hat nun ihren Frieden und keine Schmerzen mehr. Ich bin stolz auf meine Mom.
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