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Alt 29.08.2003, 10:44
Gast
 
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Standard Ich muss doch etwas tun !!?

Liebe Corinna,

mir ging es am Anfang ganz genau so, Wie Du es beschreibst. Der Schmerz, das Entsetzen, die Verzweiflung, der Zorn... all das schien mich zu beherrschen und mich innerlich aufzufressen. Ich habe damals viel über Trauerarbeit gelesen. Die Psychologie spricht ja von einzelnen Phasen, die man abzuarbeiten hat und die, wenn sie auch nicht bei jedem Menschen in derselben Reihenfolge und Intensität ablaufen müssen, sich doch in vielen Punkten ähneln. Aber wenn man von einem Verlust so sehr betroffen ist, dann kann man sich kaum vorstellen, daß man jemals wieder lachen kann, daß es irgendwann wieder anders wird. Ich hatte monatelang Schuldgefühle, wenn ich, sei es auch nur für Minuten, nicht an meine Mutter gedacht habe, wenn ich versucht habe, mein Denken umzulenken, nur um mich einmal wieder gutzufühlen. Ich dachte, ich hätte kein Recht mehr dazu, glücklich zu sein, wenn meine Mama nicht mehr da ist. Zu verstehen, daß mein Leben dennoch weitergeht und daß es für mich eine Zukunft gibt, während sie meiner Mutter genommen wurde, hat sehr lange gedauert.
Und auch, ihren Tod und meinen Schmerz als Teil meines Lebens zu betrachten und anzunehmen. Und noch heute gibt es Tage, an denen ich das Gefühl habe, wieder von vorne anfangen zu müssen. Die Trauer fordert ihre Zeit, und die darf man sich auch nehmen. Das ist nicht nur völlig normal, sondern auch wichtig. Dann kann man am Ende vielleicht auch irgendwann mit dem, was geschehen ist, seinen Frieden machen. Übrigens hat mir ein Trauerforum (www.trauerforum.de) sehr dabei geholfen. Dort schreiben, ähnlich wie hier, auch Menschen, die mit Verlusterfahrungen verschiedenster Art fertigwerden mußten, und es gab mir damals viel Trost zu sehen, daß ich nicht die einzig Betroffene bin. Da habe ich auch meine jetzige Brieffreundin kennengelernt, mit der ich nahezu täglich in Kontakt trete. Schon allein der Gedankenaustausch und das wiederholte gedankliche Aufarbeiten des Erlebten kann ungemein hilfreich sein.

Liebe Corinna, ich kann Dir nur wünschen, daß auch Du einen Weg findest, mit Deinen Gefühlen umzugehen, wie es für Dich richtig ist.
Ich werde wohl nie aufhören, um meine Mutter zu weinen, aber wenn ich lache, dann tue ich es auch für sie.

Liebe Grüße
Bettina
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