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Alt 28.08.2003, 18:07
Gast
 
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Standard mein papa ,ein tapferer mensch

Liebe Alex,

vielen Dank für deine Antwort. Ja, ich kann dich verstehen, und ich weiß auch, wie schwer es manchmal ist, Gedanken in Worte zu fassen. Aber es ist auch soviel, was einem durch den Kopf geht, und vieles lässt sich auch nur schwer beschreiben. Vermutlich ist es aber genau das, was hier im Forum passiert, man versteht einfach, weil man selbst so empfunden hat oder noch empfindet.

Ich glaube, ich habe mich damals an alle Strohhalme geklammert, die ich auch nur ansatzweise gesehen habe. Nie hab ich den Gedanken zugelassen, was wäre wenn… Ähnlich wie bei dir habe ich nie damit gerechnet, dass es so schnell geht. Es ging erst die letzten fünf Tage im Krankenhaus so rapide abwärts. Als ich am Samstagnachmittag das Krankenhaus verließ, war mir zum ersten Mal bewusst, dass es passieren könnte, aber niemals hätte ich damit gerechnet, dass es so schnell geht. Ich habe mir danach oft die Frage gestellt, was „einfacher“ für Angehörige ist, ein ganz plötzlicher Tod durch Unfall z.B. oder eben langsames, stückweises Verabschieden durch Krankheit. Genau da ist mir bewusst geworden, dass es für mich damals eigentlich auch wie ein plötzlicher Tod war, eben weil ich nie zugelassen habe, mich damit zu beschäftigen. Ich hab mir auch viele Vorwürfe gemacht: Wie viel ich ihn noch hätte fragen können, seine Gedanken und Gefühle. Ich hab einmal versucht, mit ihm über die Krankheit und seine Gedanken (vielleicht auch über ein Danach) zu reden, aber er hat sofort abgeblockt. Für ihn standfest, dass er gesund wird. Meine Mama meint, er hat bis zur letzten Minute daran geglaubt. Ich habe mich in den letzten Wochen viel mit dem Leben nach dem Tod beschäftig. Ich wäre so froh, wenn ich wüsste, wie er darüber gedacht hat, einfach weil ich mir so sehr wünsche, dass es ihm gut geht, und dass er dann vielleicht weniger Angst gehabt hätte. Konntest du mit deinem Papa über solche Sachen reden?

Versuche dir nicht so viele Gedanken zu machen, ob du eventuelle Zeichen nicht gesehen hast, oder erst jetzt deuten kannst. Wahrscheinlich war es deine Art und Weise, diese schlimme Zeit damals zu überstehen und nicht zusammenzubrechen. Für mich war damals ein „Darüber nachdenken, wenn Papa nicht mehr ist“ so, als ob ich ihn schon aufgegeben hätte. Wir haben ihn nie aufgegeben… Ich glaube, dass es auch für deinen Papa sehr wichtig war, dich so stark zu sehen. Ich denke, genau wie bei meinem Papa hätte es ihm das Herz gebrochen, dich offen weinen oder leiden zu sehen. Vielleicht konnte er einfach ein stückweit „beruhigter“ einschlafen. (genau hier fehlen mir auch die richtigen Worte, aber ich hoffe, du weißt was ich meine). Genau das ist es auch, was mich jetzt manchmal aus meinen Tiefs rausholt – der Gedanke, dass Papa nicht gewollt hätte, dass es mir schlecht geht. Ich stell mir dann vor, dass er ganz nah bei mir ist…

Es gibt noch so viel, was ich schreiben und auch fragen möchte, aber ich muss jetzt erstmal los.

Liebe Grüße

Cas


Liebe Tina,

ich finde es auch wunderschön, dass du einen solchen Traum hattest. Wie July schon schrieb, sind es luzide Träume, man erkennt sie z.B. daran, dass man sich beim Aufwachen noch ganz genau an die Geschehnisse im Traum erinnern kann und das man wirklich das Gefühl hat, jemandem begegnet zu sein. Man sagt, dass bei solchen Ereignissen die Seele wirklich Kontakt zu einem Verstorbenen hatte. Ich hatte damals einen solchen Traum, als ich mir furchtbar Gedanken wegen einer bestimmten Sache gemacht hatte. In einer Nacht träumte ich dann von Papa, und er nahm mir all die schweren Gedanken. Am Tag danach ging es mir richtig gut. Es war sechs Monate nach seinem Tod, aber an dem Tag kam es mir so vor, als ob ich ihn erst vor kurzem getroffen hatte. Es war ein super Gefühl. Ich war irgendwie total relaxed.

Ich weiß, dass du sehr mit dem Tod deines Vaters zu kämpfen hast, aber nimm es als Zeichen, dass es ihm gut geht, und er trotzdem noch bei dir ist und auf dich aufpasst.

Liebe Grüße

Cas
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