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Alt 20.08.2003, 10:48
Gast
 
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Standard Meine Mutter bittet mich um einen Gefallen, aber..

Hallo Ihr Lieben.
Ich komme leider erst jetzt zur Antwort, weil ich letztes Wochenende 40 geworden bin und auch wieder bei meiner Mum war. Sie weint so viel zur Zeit, weil sie uns nicht mehr so helfen kann, nicht mehr die Sachen machen kann, wie früher.
Wir haben mit meinem Vater über die Möglichkeit in der Schweiz, von der ich schon wusste, geredet. Er hat es völlig abgeblockt und gemeint, Mum würde völlig zusammenbrechen, wenn wir ihr so etwas vorschlagen würden. Seine Augen waren sooo traurig.
Aber - und vielen Dank für Eure Worte - ich glaube, er klammert sich fest, er will sie nicht gehen lassen, obwohl sie es sich wünscht. Aber manchmal lächelt sie auch, und ich frage mich, reichen ihr diese wenigen Glücksmomente aus? Sind ihre Wünsche, doch endlich sterben zu können, gaaaanz ernst?
Wir haben mit ihr über Sterbehilfe noch nicht aktiv gesprochen, aber wenn sie das nächste Mal in meinen Armen liegt, das Häufchen Elend, Haut und Knochen, und schluchzt und sagt, wie lange sie sich noch quälen muss, dann habe ich mir fest vorgenommen, sie zu fragen.
Das Schlimme ist ja wirklich, dass keiner weiß, wie lange das so noch gehen kann. Ihre Blutwerte sind immer noch gut, Herz, Lunge, Leber, alle lebensnotwendigen Organe sind okay. Sie isst kleine Happen, einmal im Monat schafft es mein Vater sogar, sie zu überreden in ein kleines Restaurant zu fahren, wo sie dann danach immer brechen muss, weil sie auf einmal zu viel isst. Und das ist auch ein Hauptproblem, dass das, was ihr schmeckt, zu fett, zu schwer o.ä. ist und sofort Übelkeit / Erbrechen hervorruft. Tja, Geschmack und Appetit, das ist bei Krebspatienten wohl wirklich ein Kapitel für sich.
Wenn ich das jetzt so lese, merke ich, dass das eigentlich das Dilemma ist: sie ist "eigentlich" noch ganz fit, aber quält sich furchtbar mit dem stärker werdenden Ausfluß, mit Übelkeit und Erbrechen und Kraftlosigkeit - ohne jegliche Hoffnung auf Besserung. Aber wie geht es weiter?
Sie weint so viel, und da wir die Woche über nur telefonieren können (240 km), weiß ich nicht mehr, was ich ihr sagen soll.
Zumindest hört sie jetzt auf, uns etwas vorzuspielen und zeigt, wie sie sich fühlt. In den Arm nehmen lässt sie sich auch viel mehr als früher. Man spürt jeden Knochen, jede Sehne. Ganz anders als früher.
Scheiße
Wie geht das nur weiter? Wie lange? Was kommt noch alles auf sie zu? Fragen, aber keine Antworten.

Ich danke Euch allen ganz viel, es tut gut, das alles zu schreiben und zu wissen, es wird verstanden.
Claudia
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