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Alt 23.03.2008, 16:07
Mae-Geri Mae-Geri ist offline
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Standard AW: Du wirst für immer in unseren Herzen sein

Liebe Tanja,

ich hatte letzte Woche viel zu tun und kam mittags im Büro nicht in den KK.

Karfreitag lag ich dann den ganzen Tag mit Fieber im Bett, und gestern hab ich das Bett immerhin gegen Sofa getauscht.

Du hast nicht versagt!
Auch wenn es mir sehr schwer fällt so will ich versuchen zu schildern, wie die letzten 24 h bei uns liefen...

Wir haben meinen Papa ja zu Haus gepflegt und sonntags das Gefühl gehabt, dass "es" passiert bzw in der Nacht von Sonntag auf Montag.
Daraufhin haben wir alle bei meinen Eltern geschlafen.
Die Nacht passierte aber nichts. So bin ich zur Arbeit gefahren. Nach der Arbeit wieder zu meinen Eltern.
Ich hatte mir nie Gedanken gemacht, ob ich dabei sein möchte oder nicht. Ich bin -nach wie vor- der Meinung, dass sich das der Sterbende aussucht. Ob er allein ist, oder in Gesellschaft und wenn ja in welcher Gesellschaft. Eine Freundin hat lange im Hospitz gearbeitet und sie bestätigt, dass oft gerade jemand zur Tür rein kommt und es dann passiet oder nur mal eben den Sterbenden allein lässt um zur Toilette zu gehen und dann die Gelegenheit nutzt. So viel vorweg.
Mir ging es nicht gut und ich hatte mir fest vorgenommen die Nacht von Montag auf Dienstag zu Hause zu schlafen. Mein Vater war den Abend weitest gehend ruhig bis ich mich gegen 22 Uhr verabschiedet habe. Er fiel mir panisch und röchelnd in die Arme und beruhigte sich gar nicht mehr! Ich wollte in Beruhigungsmittel geben was meine Mutter nicht wollte. Ich habe die Nachbarn geholt die ihm das Mittel noch mal geben konnten die ihn aufgesetzt haben aber mein Vater war panisch. Er röchelte und rang nach Luft und wir standen so blöd da rum. Ich fing total an zu weinen, meine Mutter wollte mich trösten und ich habe sie sehr energisch von mir abgewiesen. Ich die sonst meistens eher ruhig war war vollkommen außer mir. Unser lieber Nachbar hat mich zur Seite genommen und gesagt ich soll nach Hause gehen. Es ist o.k. Fluchtartig bin ich gefahren. Hab nur noch geweint, bin zu Haud dann irgendwann in einen Komaartigen Schlafzustand gefallen. Es war mittlerweile bestimmt 1.30. Um kurz nach 5 klingelte meine Handy... Es war vorbei...
Mein Vater sah friedlich aus, so bleibt mir nichts anderes als zu glauben, dass er sich wieder beruhigt hat. Aber das letzte was ich von ihm lebend gesehen habe waren seine panischen Augen und die wilden Gesten als er in Panik ausbrach.
Allerdings glaube ich nicht, dass ich versagt habe ich frage mich nur immer wieder wie lange er noch so panisch war und hoffe, dass es ihn nicht traurig gemacht hat, dass ich so überstürzt geflüchtet bin. Wenn ich darüber nachdenke bin ich sehr traurig aber es beschäftigt mich nicht so sehr.
Trotzdem ist es mir schwer gefallen, zu schreiben was an diesem letzten Tag passiert ist. Ich weiß nicht, ob ich es überhaupt jemanden erzählt habe...

Frohe Ostern Tanja
Sandra
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Danke!!!
PeLo 13.04.1948 - 09.10.2007
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