Resumee der letzten Tage. Der Schmerz nach 2 Jahren ist wirklich ein ganz anderer geworden. Und nur allzu gern hab ich mich ablenken lassen an DEM Tag. Das Angebot für ein paar Tage geschäftlich nach Istanbul zu fliegen, hab ich sofort angenommen. Ich hab an Dich gedacht, an den Tag vor 2 Jahren. Immer wieder sehe ich vor mir, wie wir auf dem Krankenhausflur sitzen. Du im Rollstuhl und ich auf der Bank Dir gegenüber. Wie ich meinen Kopf in Deinen Schoss gelegt habe und Du den Deinen obendrauf. Es war der letzte innige Moment für uns beide. Hätte ich das bloß gewußt. Ich hätte versucht, ihn bis ins Unendliche zu verlängern.... Aber die Aufregung und Vorbereitung um Istanbul hat mich (zum Glück) nicht in das erwartete Loch fallen lassen. Aber das Loch wird kommen - früher oder später. In den 2 Jahren bin ich immer wieder in eins gefallen. Meist ganz unerwartet. Weil irgendeine saudoofe Situation mich aus der Bahn geworfen hat. Ein Satz, eine Geste, ein Verhalten. Ich vermisse Dich wie eh und je. Wie gerne hätte ich meine Freude und Erlebnisse über die Geschäftsreise mit Dir geteilt, wie gerne wär ich nach Haus gekommen und hätte in Deine Augen geschaut. Oh ja, das ist immer noch ein echter Knackpunkt meiner Seele: Ich komme aus Urlauben o. Geschäftsreisen nach Hause und Du bist nicht da. Keine Briefchen von Dir, keine kleine Blume, kein Lächeln. Niemanden, der meine Reiseerlebnisse sofort von mir berichtet haben will. R, die Süsse, stellt mir zwar auch immer eine kleine Blume o. Kerze hin (sie kennt meinen Frust). Aber es ist nicht das Selbe.
Vorausblick in die nächsten Tage. Ostern. Mm, eigentlich würde ich jetzt sagen: Familienfest. Tja, dieses Jahr wohl eher in der abgespeckten Form. Seit Mama sich mit E gestritten hat, herrscht zwischen den Parteien Funkstille. Meine Cousins und ich lassen uns zwar nicht wirklich mit rein ziehen, aber es ist das erste Ostern seit langem, das wir nicht mit dem kläglichen Rest der Familie, der noch da ist, feiern. Ganz toll
Was würdest Du wohl dazu sagen? Auch unser jährlicher Besuch im Wildpark fällt dieses Jahr aus Wettergründen ins Wasser. Alles anders dieses Jahr. Ach, noch was Neues. Ich wage mich das erste Mal am Karfreitag in die Abgründe der Knobelhölle. Mal sehen, wie das so wird. R muss mir vorher unbedingt noch nen Einführungskurs geben...
Aktuelle Situation. Ja, ich bin mit schönen Halsweh aus der Türkei wiedergekommen. Die haben sich dann auch noch gleich als richtige Infektion in meinem Körper eingenistet und sind mittlerweile in Nebenhöhlen und Ohren angekommen. Unser Arzt hat mich - zur "Freude" meiner Kollegin- für ein paar Tage aus dem Verkehr gezogen. Und nu sitz ich zu Haus, habe viel Zeit zum Nachdenken - und will es eigentlich gar nicht.
Weißt Du, es gibt eine Situation, an die ich ganz häufig denken muss. Es war kurz bevor Du das letzte Mal ins KH gekommen bist. Wir saßen zusammen beim Sonntagsfrühstück. Und Du musstest Dich zwischendurch immer wieder hinlegen und konntest auch kaum was essen. Du hattest schon so starke Tumorschmerzen. Und ich hab Dich angesehen und hab so geheult, weil Du so starke Schmerzen hattest, und ich Dir partout nicht helfen konnte. Ich war so machtlos. Und Dein Schmerz tat mir so weh. Ich weiß nicht, warum mir immer wieder dieser Sonntag ins Gedächtnis schießt...
Ja, der Schmerz ist ein anderer geworden. Aber das heißt nicht, dass ich Dich minder vermisse. Vielleicht bin ich auch einfach nur besser im Verdrängen geworden. Ich habe einfach keine Lust gewisse Dinge aufzuarbeiten. Ich fühle micht nicht stark genug dafür.
Mein Herz, schau auf mich runter und lächel mich an... das wäre das Schönste für mich!