"Doch!" Zweimal hast Du "Doch!" gesagt an jenem Montag, den 28. Januar 2008, lieber Papi. Konsequent bis zum Schluss, hattest Du immer das letzte Wort. Meistens jedenfalls. Dass Du nach 60 Jahren Rauchen mit der Diagnose fortgeschrittenes, metastasiertes kleinzelliges Bronchialkarzinom konfrontiert wurdest, hast Du Dir ganz sicher nicht ausgesucht. Das Risiko kannten wir ja, doch, kannten wir, kanntest Du!
Als Du am letzten Januarwochenende entschieden hast, jegliche lebensverlängernden Maßnahmen einzustellen, dann war das eine wohl überlegte Entscheidung, die wir - Deine Frau und Kinder - begleitet haben und auch gelernt haben zu akzeptieren. Du hast Dich so gequält am Ende, das konnte Dir keiner mehr zumuten.
Konfrontiert hast Du am Montagmorgen damit den Pfleger, der bis dahin erst dreimal da gewesen war, um Dich zu waschen. "Sie wollen doch nicht im ernst jetzt so da liegen bleiben und verdursten und verhungern!?" - "Doch!"
Du bist nicht verhungert oder verdurstet, sondern noch am selben Abend gestorben, lieber Papi. Inwieweit Du Dir darüber bewusst warst (oder bist, wo immer Du jetzt bist), weiß niemand. Im letzten Todeskampf hast Du Dich in meine Hand festgekrallt. Ich war doch selbst so hilflos und so "unerfahren". Ich weiß doch auch nicht, wie Sterben geht. "Hab keine Angst, Papi," mehr fiel mir nicht ein. "Doch!" - das war Dein letztes Wort.
Dein Plätzchen im Friedpark sieht schön aus - in der Sonne und im Nebel, Dein blauer Hibiskus wächst und wird bald erste Blätter treiben. Jetzt brauchst Du keine Angst mehr haben, Papi. Ich hab Dich lieb.
Deine Nani (Marianne)
