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Alt 01.08.2003, 04:01
Gast
 
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Standard Ich trau mich mal...

Hallo,

Gibt es einen richtigen Weg? Den muß Jeder mit seinem Gewissen vereinbaren können.

Ich habe beide Eltern begleitet, stellte meine Wünsche, mein Leben zurück, denn es lag ja noch vor mir. Mir erging es wie gole, Geschwister kamen im KH vorbei (dort ist ja Publikum).
Doch als die Eltern nach hause kamen, sah es ganz anders aus. Schnell mal am Sonntag zu einem Tässchen Kaffee und bedeutungslosem Geplänkel. Kein Angebot einmal ein paar Stunden zu übernehmen, meinen Mann, Sohn oder mich zu entlasten. Beide Eltern mußten die letzten Wochen rund um die Uhr umsorgt/versorgt werden. Wir haben für uns auch einen Weg gefunden, da zu sein. Wenn der Wunsch da ist, läßt sich vieles regeln.

Muß man in dieser Zeit denn beginnen alte Kamellen aufzuwiegen, den Eltern vorzuwerfen, was sie getan oder nicht getan haben? (Außer es waren sehr gravierende Einschnitte). Sind wir so ergriffen von dem eigenen Anspruch auf Vollkommenheit?

Ja, man kommt an den Rand der absoluten physischen und psychischen Grenze. Aber ist diese Zeit nicht nur eine begrenzte Zeit in unserem Leben? Davon kann man sich erholen, aber man kann die Zeit davor nie wieder zurückholen!!

Es kann nicht Jeder begleiten und die Kraft und den Mut dafür finden. Aber dann muß man auch ehrlich gegenüber dem Betroffenen sein, daß man Angst hat, nicht mit der Situation klar zu kommen, dennoch sagen, ich bin für dich da. Und kein Pflichtprogramm durchziehen, denn die Sensibilität des Betroffenen ist so stark, er/sie spürt es ganz genau, wer es ehrlich meint.

Meine Geschwister kommen bis zum heutigen Tag mit ihrer Trauer nicht klar, auch nicht mit meinem Mut, die Begleitung zu machen, meine Eltern mit viel Liebe und Geborgenheit ihren letzten Weg gehen zu lassen. Doch für mich war es richtig und wichtig.

Ich wünsche Jedem den Weg zu finden, der für sie richtig ist.

liebe Grüße,
Jutta
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