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Alt 25.01.2008, 18:56
Kerstin75 Kerstin75 ist offline
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Standard AW: Behandlung von Lebermetastasen

Hallo Ihr Lieben,

letzten Samstag, zwei Tage nach Mamas Tod, war bei uns der Pfarrer um mit uns über die Trauerfeier zu reden und Dinge aus Mamas Leben, ihre Interessen und ihre Gewohnheiten zu erfahren. Er hat wirklich sehr schön gepredigt und meine Mama beschrieben wie wir sie erlebt und geliebt haben. Sie hat ihre Krankheit so tapfer ertragen und damit viele Menschen beeindruckt, das wurde mir von so vielen gesagt, dass ich besonders am gestrigen Tag immer wieder puren Stolz über meine Mutter gefühlt habe. Aber natürlich, der Tag war hart, ich hatte schon die Nacht zuvor nicht geschlafen und als wir, mein Papa und ich, morgens um 9 Uhr zum Friedhof gefahren sind, wo Mama aufgebahrt wurde, war mir schon kotzübel schlecht. Ich hatte mich entschieden, sie nicht mehr anzusehen, mein Papa wollte zu ihr und kurzfristig entscheiden, ob über ihr Gesicht noch ein Schleier sollte. von 9h - 13:30h verging dann die Zeit überhaupt nicht. Als wir dann erneut auf dem Friedhof von den Massen Menschen "überrascht" wurden, wurde es hektisch. Es waren mehr als 100 und die Kirche platzte aus allen Nähten. Etliche Male hatte ich Heulkrämpfe vorallem als Mama mit dem Sarg hinunter gelassen wurde. Danach waren wir essen, das war Mamas Wunsch, dass wir mit allen Engverwandten und Freunden in ihrem Lieblingsrestaurant essen gehen. Damit hat uns Mama eine Bürde aufgeladen, es fiel uns schwer, aber wir haben getan in ihrem Sinne. Von Freundinnen habe ich viel über meine Mutter erfahren, wie sie ihre Freundschaften gelebt, gehegt und gepflegt hat. Das kriegt man als Kind doch nicht so mit, auch wenn man die Freunde gut kennt. Es war schön für mich zu hören, dass meine Mama so wie sie sagt eine "beste Freundin" hatte aber Freundinnen hatte und zwar gleich 3 an der Zahl die über meine Mutter gesagt haben, meine Mutter sei ihre beste Freundin gewesen. Das tut unendlich gut, dass sie so geschätzt und gemocht wurde. Dann noch die 60 Karten und mehr die wir als Trauerpost erhalten haben, kein Text gleicht dem anderen und ich konnte auch nicht glauben, dass es soviel verschiedene Trauerkarten gibt.
Heute einen Tag später habe ich mich mit meinem Noch-Ehemann getroffen und ganz banal die Steuererklärung für 2007 gemacht. Ich hatte das Treffen vereinbart, um auch Termine zu haben, die mich ablenken. Das Treffen war angenehm und kurz. Aber warum erzähl ich das alles, ich erzähl das alles, weil nun Vergangenes von mir bald für immer Ruhen darf. Meine Ehe, mein gemeinsamer Kampf gegen Mamas Krankheit innerhalb der Familie. Das ist wichtig, alles abzuschließen, sich offen machen für Neues. In meinem Alltag wird immer Mama teilhaben, so wie sie es will und ich lade sie oft genug dazu ein, murmel manchmal vor mich hin und glaub fest daran, dass sie es mitbekommt. Als Mama verstarb, hatte ich endlich wieder guten Schlaf, ich glaube, ich hatte seit dem 30.12. nicht mehr so richtig geschlafen, wie die letzten Nächte, mit Ausnahme der Nacht vor der Beerdigung. Ein guter Freund schrieb mir, dass mit dem Tod meiner Mom, meine Mom mir ein neues Leben geschenkt hat. Ich sage glaub nichts schlechtes über sie, wenn ich hier schreibe, dass die Krankheit an mir gezehrt hat und unser Verhältnis als sie gesund war, manchmal auch nervenaufreibend war, weil wir uns so ähnlich sind und es manchmal auch ganz schön zwischen uns gefetzt hat. Der Freund, der mir das schrieb, hat das natürlich alles so mitbekommen und ich gestehe ihm zu, mir so etwas zu schreiben und nehme das auch an. Er wußte nicht, dass meine Mom ein Lieblingsgedicht hatte und zwar "die Stufen" von Hermann Hesse, er zitierte das Gedicht in seinem Brief. Als ich den Brief las war schon mit dem Pfarrer besprochen, dass der Pfarrer ihr Lieblingsgedicht an der Trauerfeier liest und es berührte mich beim Lesen im Brief und erneut als es gestern wunderschön vorgetragen wurde. Das waren wiederum Momente, in denen ich Mama ganz nah bei mir gespürt habe.
Ich danke Euch für Eure Anteilnahme, ich hab doch gar nicht sooo fleißig im Forum geschrieben, dass ich so viel Resonanz verdient hätte. Danke Danke Danke. Ihr seid für mich die Besten und ich bleibe Euch treu, zumindest die nächste Zeit noch und vielleicht darüber hinaus oder aber als stille Mitleserin oder oder oder.
Eure Kerstin
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