Einzelnen Beitrag anzeigen
  #8  
Alt 21.01.2008, 14:33
Zagorka Zagorka ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.03.2007
Beiträge: 67
Standard AW: Trauer - Wie soll ich mich verhalten?

Hallo zusammen!

Jetzt war ich schon eine ganze Weile nicht mehr hier, weil ich beim Lesen der Geschichten im Forum immer so traurig geworden bin und für eine Weile nicht an den Leidensweg meines Vaters erinnert werden wollte.

Heute ist übrigens sein erster Todestag. Und am kommenden Donnerstag ist sein Geburtstag. Beides innerhalb von 3 Tagen zu haben ist sehr hart... aber da muss ich durch.

Leider hat sich bei mir zu Hause nicht viel verändert, im Gegenteil. Mein Bruder und ich leiden nach wie vor sehr unter dem Verhalten unserer Mutter. Zum Glück hab´ ich ab dem 1. April eine eigene Wohnung und hoffe, dass sich unser Verhältnis dann etwas verbessert.

Die letzten Wochenenden war ganz heftig. Ich bin so froh jetzt im Büro zu sein. Nach der Arbeit geh´ ich oft ins Hallenbad, heute treff´ ich mich mit ´ner Freundin. Ich bin gerade froh über jede Minute, wo ich etwas Ruhe habe. Mir brummt schon der Schädel, weil meine Mutter das komplette Wochenende von morgens bis abends durchgeschrien hat.

Meinem Bruder wird dauernd vorgeworfen, er wäre zu oft bei seiner Freundin... aber hey, die Beiden führen eine Fernbeziehung und können sich meistens eh nicht unter der Woche sehen! Einen Tag am WE sind sie dann bei uns und einen Tag bei ihr. Außerdem behauptet sie ständig, er würde nicht für sein Studium lernen, was auch nicht stimmt. Ich hab´ nach wie vor Panik ihr zu sagen, wenn ich mal am WE nicht zu Hause bin... weil ich genau weiß dass sie wieder explodiert und mir Vorwürfe macht. Und wenn ich mich mit Freunden treffe, ruft sie mich dauernd auf dem Handy an, auch nachts. Außerdem respektiert sie meine Privatsphäre nicht, belauscht meine Telefonate, schnüffelt in meinen Sachen rum etc.

Sie verstrickt sich auch oft in sehr widersprüchlichen Aussagen. Z. B. hat sie mir ewig vorgehalten, ich würde sie nur ausnutzen und auf ihre Kosten leben. Dass ich jetzt eine Wohnung gefunden habe, passt ihr auch nicht... weil ich sie ja dann vernachlässige. Meinem Bruder wirft sie dauernd vor, er wäre ständig bei seiner Freundin und würde nie für sein Studium lernen, was absolut nicht stimmt. Zu unseren Verwandten hier im Ort hat sie vor Monaten den Kontakt abgebrochen. Und jetzt behauptet sie, mein Bruder würde ihr den Kontakt zu den Leuten verbieten. Über ihre Freunde lästert sie hinter ihrem Rücken übelst ab, aber wenn sie sich einsam fühlt, sind ihr alle gut genug... und ihre Freunde haben echt viel für sie getan in den letzten Monaten. Ich helfe ihr im Haushalt so gut ich kann, bin aber Vollzeit berufstätig und unter der Woche spät zu Hause. Am Wochenende erledige ich die Einkäufe, putze das Treppenhaus und die Wohnung, helfe bei der Kehrwoche und mache wirklich alles, worum sie mich bittet. Ich würde gerne auch manchmal kochen, aber sie lässt mich nicht und sagt immer ich könnte das nicht. Andererseits wirft sie mir vor, ich würde nie kochen.

Ganz heftig finde ich, dass sie meinen Bruder und mich erpresst. Wenn wir nicht alles machen was sie will, droht sie mit Selbstmord, Liebesentzug und anderen Sachen. Ich finde das einfach nicht fair. Wir machen alles, damit es ihr gut geht... waren im Sommer 3 Wochen mit ihr im Urlaub, ich hab sie mehrmals zum Essen und ins Kino eingeladen, sitze oft mit ihr im Wohnzimmer vorm Fernseher oder auf dem Balkon usw. Meine Mutter hat wenig Freunde und gar keine Hobbies. Sie ist eine typische Stubenhockerin, so waren meine Eltern schon immer. Trotzdem kann sie von ihren Kindern und Freunden nicht erwarten, 24 Stunden täglich nur für sie da zu sein. Wenn ich nach Feierabend einfach paar Minuten für mich haben möchte, indem ich ein Buch lese, Musik höre oder was auch immer, kommen öfters Vorwürfe ich würde sie alleine lassen... das ist doch nicht normal! Mein Bruder und ich haben oft versucht mit ihr zu reden, aber sie ist total stur und wird dann bockig wie ein Kleinkind, schreit von morgens bis abends nur rum und sieht gar nichts ein. Eine Bekannte von mir meinte, das könnten Anzeichen für Depressionen sein. Weiß da jemand vielleicht mehr darüber?

Ende Februar werd´ ich operiert und darf dann 2 Wochen nicht arbeiten... mir graust es echt schon davor, die ganze Zeit mit ihr zu Hause zu sein! Aber wenn ich erstmal ausgezogen bin, wird sie sich schwer umstellen müssen. Sie hat ja schon angekündigt, dass ich jeden Sonntag zu ihr zum Essen kommen muss. Das kann sie vergessen! Und telefoniert wird auch nicht jeden Tag. Auch mit knapp 60 Jahren kann man sehr wohl noch Selbständigkeit lernen... man muss es nur wollen.

Bitte nicht falsch verstehen, ich bin selbst noch in Trauer und kann verstehen dass ihr der Verlust sehr nahe geht... trotzdem kann sie doch wenigstens ab und zu mal lachen und fröhlich sein statt dauernd rumzujammern und mies gelaunt Streitigkeiten anzufangen.
Mit Zitat antworten