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Alt 01.09.2007, 13:23
Andi Frenzel Andi Frenzel ist offline
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Standard AW: Brauche einen Rat wegen Strahlentherapie

Hallo Timo,

ist schwierig, dir zu raten.
Ich würde so vorgehen:

Versuchen, in Erfahrung zu bringen, ob es überhaupt eine Chance gibt, die Ursache der Azoospermie herauszufinden, bzw. diese zu therapieren. Immerhin war sie ja schon vor der Chemotherapie vorhanden. Wenn die TIN als Ursache der Azoospermie vermutet wird, dann wäre herauszufinden, ob es realistisch ist, nach der erfolgten chemotherapeutischen Vernichtung der malignen Zellen auf eine Erholung der Spermiogenese zu hoffen. Diese Frage kann dir nur ein Spezialist beantworten. Wenn überhaupt.

Die Richtlinie empfiehlt in der Tat nach Chemotherapie eine abwartende Haltung in Sachen Bestrahlung des verbliebenen Hodens. Die Zahlen dazu hast du sicher schon gelesen: in zwei Dritteln der Fälle ist die TIN durch die Chemo dauerhaft beseitigt. Es bleibt allerdings ein Restrisiko der erneuten Entwicklung eines Tumors, das aber angesichts engmaschiger Nachsorge vertretbar ist. Nur ist zu fragen, ob die Richtlinie diese abwartende Haltung lediglich angesichts begründeter Hoffnung auf einen Erhalt der Fertilität empfiehlt, und ob die Dinge nicht anders liegen, wenn diese Hoffnung gering oder gar nicht vorhanden ist.

Darüber hinaus liest man auch immer wieder von einer weiteren Beeinträchtigung der Leydigzellen durch die Doppeltherapie Chemo + Bestrahlung: Es wäre also noch zu hinterfragen, ob eine Bestrahlung nicht auch noch konkrete Konsequenzen nach sich zieht, wie z.B. eine Verschlechterung der Testosteron-Produktion.

Wie man es dreht und wendet, es bleibt eine Ermessensentscheidung: Auf der einen Seite die möglicherweise geringe Hoffnung auf eine Erholung der Spermiogenese, auf der anderen Seite das Risiko der erneuten Entwicklung eines malignen Tumors. Ich hoffe, dass eine kompetente Zweitmeinung dir hilft, diese Entscheidung für dich zu treffen. Du kannst ja beizeiten mal davon berichten.

Wenn es dir möglich ist, dann vergiss die Entscheidungen der Vergangenheit. Das ist leicht gesagt, aber es ist wichtig, sich davon frei zu machen. Was vergangen ist, ist unabänderlich vergangen. Kaum einer ist in der Lage, in einer solchen Situation jede Entscheidung bis in die letzte Konsequenz zu durchdenken. Man ist da einfach abhängig von den Vorgaben der Ärzte, das geht allen so, die mit einer Krebserkrankung konfrontiert werden.

Grüße von Andi
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