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Alt 05.06.2003, 03:07
Gast
 
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Standard Krankheitsverlauf bei einem

Hallo Tanja, Hallo Marcus,
erst mal vielen Dank für euere Antworten.
Das mit dem sagen ist so eine Sache. Dem betroffen die Fakten sagen - ja. Aber ihm/ihr auch noch mit Nachdruck die daraus folgende Konsequenz vor Augen zu führen, vor allem wenn die Person nicht von selbst ausdrücklich danach Fragt, finde ich eher zweifelhaft (und schon gar nicht von irgend einem Stationsarzt in der Reha).
Ich habe mich schon manchmal gefragt, wie ich wohl reagieren würde, wenn man mir sagt ich hätte ein Glioblastom. Wenn mir der Arzt die Fakten nennen würde, müsste der Sachliche Teil meines Verstandes, aufgrund meiner Erfahrung mit dieser Krankheit, eigentlich sagen : Heilungsschankse 0% -> 6-12 Monate.
Also hinsetzen und Zählen ... noch n Monate ... noch n Wochen ... noch n Tage ... noch einen Tag ... hab ich auch alles geregelt? ... ich hätte doch eigentlich gestern ... spätesten an dieser stelle (Wahrscheinleich aber schon früher) währe ich jetzt Reif für die Klapsmühle.
Was soll man überhaupt alles noch regeln. Die eigene Beerdigung – ist mir eigentlich total egal, ich kriege ja sowieso nichts mehr davon mit. Und wenn man jemanden noch etwas sagen will, sollte man es meiner Meinung nach gleich dann tun, wenn es etwas zu sagen gibt und nicht erst kurz vor seinem eigen Ende. Was ist, wenn man einen Unfall hat und keine Zeit mehr hat was zu Regeln oder zu sagen?

Wie ihr beide schon geschrieben habt, gibt es als Betroffener für solche Fälle den „Selbstschutz“. Ich glaube, das dieser in so einem Fall dafür sorgt, das man den Gedanken an das eigene Ende in großen und ganzen „einfach“ ignoriert bzw. verdrängt. Auch wenn man es eigentlich wissen müsste, oder gibt es heute noch in der Westlichen Welt jemand, der nicht weis was ein Bösartiger Tumor für folgen haben kann?
Ich weis nicht ob man dieses Schutzschild einfach so von außen mit Gewalt durchstoßen sollte. Vielleicht ist es ja auch nur eine Art von „Selbstschutz“ von Ärzten und Betroffenen mit dem sie versuchen das ganze von sich selbst weg, zu dem Betroffen hin, zu verschieben? So nach dem Motto – Ich habe es dir gesagt, jetzt musst du (alleine) damit fertig werden.
Der Selbstschutzmechanismus funktioniert meiner Erfahrung nach als Angehörigen ganz gut. Man versucht den Gedankt an das ende des Betroffen, genauso wie der Betroffene, über weite Strecken zu verdrängen (andernfalls würde man, glaub ich, auch verrückt werden) auch wenn es nicht immer Funktioniert.

Ich mache mir nun schon einige Jahre über dieses Thema Gedanken, und ich bin immer noch nicht von einem der beiden Wege überzeugt (auch wenn ich im Moment eher leicht zu dem nicht Sagen tendiere). Vielleicht sind beide Wege Richtig, vielleicht sind aber auch beide Verkehrt oder Existiert noch ein dritter Weg. Ich glaube eine Patentlösung für diese schwierige Situation gibt es nicht. Jeder Fall, je Person alles ist jedes mal anders. Es ist aber mit Sicherheit eine der Schwersten Entscheidungen die man als naher Angehörige in so einer Schwierigen Zeit treffen muss.


...drücke euch beiden, den beiden Betroffenen und ganz besondere den drei Kindern von Marcus, ganz ganz fest die Daumen.


Gruß Oliver


PS : Die Ärzte suchen noch, sie sind sich einig das was Vorhanden ist, sie wissen nur noch nicht wo. Warten...Warten... und noch mal Warten.
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