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Alt 21.07.2007, 11:49
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Vonny Vonny ist offline
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Standard PAP IVb und am Montag Koni...

Also, meine Ergebnisse, die am Mittwoch schon da sein sollten, sind noch immer nicht da... erst hiess es, bis zu meiner Entlassung wären sie da. Bei der Entlassung hiess es "wir rufen Sie dann an"...
Mein Telefon hat oft geklingelt... nur die Klinik hat's noch nicht klingeln lassen.

Nikita?
Danke für Deine Antwort.

mela?

*das* mit meiner Tochter ist bald vorbei. Sie hat nächste Woche ihr PET und dann wissen wir's sicher.
Gestern war sie in der Chartié zur Kontrolle:
Ihre Blutwerte sind ok, alle anderen Organwerte auch, die Geschwülste sind weder tast- noch sichtbar... die Prognose ist sehr gut und sie erholt sich gut von der Chemo.
Sie hat das gut verkraftet, so gut man das eben kann...

Ja, ich hab von Dir schon gelesen, auch dass es mit der Koni nicht getan war.

Was mir so körperlich bevorstehen könnte macht mir eigentlich keine Angst (was mich selbst manchmal sehr erschreckt).
Bin da sehr pragmatisch - liegt an der Vorgeschichte und daran, dass ich von Montag bis gestern im KH auf "Zwangsurlaub" war und viel Zeit zum Nachdenken hatte - mein Gyn hat drauf bestanden, die Koni stationär zu machen, er weiss, dass ich drei Kinder (eins im "Böckchen"-Alter) habe und mich garantiert nicht wirklich schonen würde, nach einer ambulanten.

Ich nehm' auch das offenen Auges mit viel Galgenhumor.
An sich ist für mich recht unerheblich, ob ich noch 5, 10, 15, 20 Jahre lebe.
Für ist Zeitspanne nicht von Bedeutung - nur die Qualität der Jahre.

Wenn ich wählen kann, dann sind mir ehrlich gesagt 5 glückliche und entspannte Jahre wesentlich lieber, als noch mal 32, die so sind, wie die vergangenen 32 Jahre.

Ich hab in den paar Tagen auf der Dachterasse in der Klinik zwischen Prostatakrebs, Darmkrebs, Gehirntumoren und amputierten Gliedmaßen und mit meinen Zimmergenossinnen sehr viel mehr und sehr viel herzhafter gelacht, als in den letzten 20 Jahren - und wir haben durchaus auch ernste Gedanken miteinander besprochen....
5 Jahre, die so sind, wären es mir wert, auf den Rest an Jahren, die mir "zustünden" zu verzichten.


Zurück zum Ursprungsgedanken.

Mit meiner Ältesten hab ich darüber ganz offen gesprochen - wie mit meinen Freundinnen und meinem Noch-Gatten auch.
Sie hat mir die Begegnung mit dem Krebs voraus - wenn ich mit IHR darüber nicht offen sprechen kann, mit wem dann?

Meiner 6jährigen hab ich nicht viel gesagt.
Ich hab ihr nach der Diagnose nur auf Fragen geantwortet - die Krankheit und die Prognose ihrem Wortschatz angepasst. Aber nie wirklich viel, nie mehr,als sie wissen wollte.

Sie hat eine Vorstellung von dem, wie Morbus-Hodgkin entshet, sich ausbreitet, was die Medikamente im Körper und mit dem Krebs anrichten und sie ist sicher, dass ihre Schwester nicht stirbt - die Prognose liegt bei 95% "als gesund Entlassenen" für die nächsten 5 - 7 Jahre - wenn der Krebs bis dahin nicht zurück kommt, kommt er mit höchster Wahrscheinlich auch später nicht zurück. Und selbst wenn er zurückkommt, liegt ihre Chance, dafür, dass er DANACH nicht noch einmal zurückkommt immer noch bei um die 70 %.

Und die "Kleine" weiss das alles.
Sie nimmt das so:
Wenn man Schnupfen hat, fühlt man sich elend, legt sich hin - man schläft sich gesund und danach steht man wieder auf und macht, was man immer macht.
Wenn man Krebs hat, dann fühlt man das erstmal gar nicht, dann sagt der Arzt "Sie haben Krebs" und geht man erstmal nach Hause, googelt, liest viel und macht weiter, was man immer gemacht hat. Dann kriegt man Tabletten oder wird operiert oder beides, dann geht's einem erstmal elend.
Dann schont man sich, ist sehr nachdenklich und macht trotzdem, was man immer gemacht hat und noch machen kann.
Und wenn die Tabletten oder die OP überstanden sind, dann macht man wieder, was man vorher gemacht hat, bleibt aber nachdenklicher und hat einfach keine Lust mehr, sich ärgern zu lassen.

Ich hab mich mit ihr hingesetzt, bevor ich ins KH bin, weil sie mich fragte, ob ich jetzt sterbe. (Man muss dazu sagen, dass eines meiner Kinder vor 7 Jahren starb.)
Ich hab kurz überlegt, wie ich deutlich mache, wie die Chancen ganz allgemein stehen und dann haben wir bunte Kügelchen gebastelt.
100 Stück.
Die haben wir dann im Wohnzimmer auf den Boden gelegt und dann hab ich ihr gesagt, dass von 100 Frauen, die diesen Krebs haben, etwa 70 von 100 vor ihrer Zeit sterben.
Sie hat eine Weile still und nachdenklich dagesessen.
Ihr Blick ging von den 70 zu den 30 rüber und wieder zurück. Immer hin & her.
Dann fragte sie, ob ich eine von 70 oder von den 30 sei und ich sagte, dass man das vorher nicht wisse, wir aber einfach mal hoffen, dass ich eine von den 70 bin.

Sie macht sich keine Sorgen - Krebs ist zwar schlimmer als Schnupfen, aber wenn die Krankheit vorbei ist, dann ist alles etwas anders, aber man lebt weiter.
Sie bangt nicht, sie hofft nicht.
Sie macht sich darüber Gedanken, wie über das Wetter. Daran kann man auch nix ändern.
Manchmal geht ihr eine Frage zu Krebs durch den Kopf, dann kommt sie, fragt nach einer Information. Wenn sie die hat, dann die Welt in Ordnung für sie.

Der Jüngste merkt zwar, das etwas "in der Luft liegt", aber da wir drei Weibsen recht entspannt, wenn auch nachdenklich sind, ist für ihn seine kleine Welt zwar in einem Wandel begriffen, aber sonst in Ordnung.

Wer mich kennt, kann in meinen Augen lesen, was mir durch den Kopf geht - Gefühle verheimlichen geht gar nicht. Ich kann's einfach nicht. Ich hab's schon diverse Male versucht, aber ich kann's einfach nicht.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich andere Menschen um diese Fähigkeit beneiden soll oder nicht.

Grüsskens
Vonny

Geändert von Vonny (21.07.2007 um 11:56 Uhr)
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