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Alt 23.05.2003, 21:38
Gast
 
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Standard Ich habe so eine Angst...

Hallo, liebe Julie,

erst mal vorweg: Ich bewundere Dich und Deine Entscheidung für Deinen Jonas. Wer Dich für unverantwortlich hält, ist schlichtweg doof. Unverantwortlich wäre es dann ja auch gemäß dem alten Spruch für jeden, der Kinder in diese ach so schreckliche Welt mit einer völlig ungewissen Zukunft setzt.

Mit anderen Worten: Dann dürfte ja keiner mehr Kinder kriegen (um es vorweg zu nehmen: Ich habe übrigens keine).

Wegen Deiner Krankheit kann ich natürlich auch nichts Produktives beitragen. Raten kann ich Dir auch nicht. Aber ich verstehe Deine scheiß Angst. Die hätte ich auch. Angst um mich und um das Kind. Man selbst will schließlich leben und das Kind aufwachsen sehen und sich daran freuen. Und vor allem möchte man dafür sorgen, daß es dem Kind gut geht. Vielleicht geht das aber beides nicht.

Es ist schwer für mich, das auszudrücken, was ich Dir sagen will. Das ist naturgemäß aufgrund Deiner schlimmen Situation auch fast unmöglich. Ich kann Dir nur sagen, was ich als Angehörige mir bei jedem Angstschub eingeprügelt habe:

"Morgen können ich oder einer meiner Lieben einen Unfall haben, gestern hätten wir mit dem Flugzeug abstürzen können. Heute ist ein guter Tag, weil weder das ein oder andere passiert ist. Was morgen sein wird, interessiert mich heute noch nicht; diese Angst um das morgen wird mir das Heute nicht verderben."

Manchmal hat es tatsächlich funktioniert, diese banale Philosophie. Und vielleicht schaffst Du es ja auch, durch das Glück mit Jonas und Deinem Mann zwischenzeitlich einfach nur zu genießen? Der 04.06. ist früh genug da, um sich mit Angst zu peinigen. Die Tage davor sind so gut es eben überhaupt geht zu nutzen.

Wenn sich die Ärzte zu einer OP entscheiden sollten, dann wird auch nichts schief gehen. Und wenn sie nicht operieren wollen, dann ist das auch noch nicht das Ende der Dinge. Wir werden dann weitersehen. Es gibt immer eine Lösung und die muß nicht Sterben heißen.

Und wenn wir eines Tages alle einmal sterben müssen, dann wird es auch für die Hinterbliebenen eine Lösung geben. Und für uns auch.

Alles Liebe

Marga
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