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Alt 19.06.2007, 21:16
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schnuffel71 schnuffel71 ist offline
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Ich möchte von Nicole berichten, einer Freundin, die ich gerne früher und unter anderen Umständen wiedergefunden hätte....

Hm, ob es wirklich so etwas wie „Vorbestimmung/Vorsehung“ gibt? Naja, egal. Wie fast jeden Samstag war ich bei meinen Eltern, um meiner Mama beim Einkauf zu helfen. Da tippte mir jemand von hinten auf die Schulter. Ich drehte mich also um, und freute mich echt, Nicole nach fast 15 Jahren wieder zu sehen. Sie hat sich nicht sehr verändert, flachste immer noch mit dem selben schelmischen Grisen wie früher, und hatte immer noch den sanften ruhigen Blick in ihren Augen. Es klingt vielleicht verrückt, aber irgendwie kam ich mir vor, als wenn ich eine Zeitreise unternahm. Zwischen uns gab es kein sinnloses geschwafel oder small talk, nein, wir hielten uns unsere „Schandtaten“ gegenseitig vor Augen und lachten uns fast kaputt.
Wir tauschten unsere Handy-Nr. aus und vereinbarten, dass wir uns ab jetzt öfter treffen wollten. Dies taten wir dann auch eine zeitlang, bis sich der Zeitraum – mal wieder – stetig verlängerte, und der Kontakt ganz abgebrochen war. Zwischenzeitlich versuchte ich dann anzurufen, aber die Nummer hatte schon jemand anderer. Also versuchte ich es über meine D-Info Datei, aber auch hier war sie nicht zu finden. Leider häuften sich danach die gesundheitlichen Zustände meiner Eltern, so dass ich an Nicole leider nicht mehr dachte. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich danach keinen weiteren Versuch unternahm, sie nocheinmal zu finden.

Anfang Mai (d.J.) musste ich für 3 Tage zu einem Seminar, wo ich am 2. Abend eine SMS von ihr erhielt. – Mittlerweile sind gut 3 Jahre vergangen – In dieser stand, dass man bei ihr Krebs im Endstadium festgestellt habe; es täte ihr leid, dass sie sich so lange und erst jetzt - mit diesem Anlass - bei mir melde, aber ob wir uns nicht mal wiedersehen könnten. Obwohl ich in der Vergangenheit leider schon oft in meinem näheren Umfeld mit Krebs zutun hatte, traf und verwirrte es mich sehr. Was sollte ich tun? Dies war zwar mein erster Gedanke, doch den hab ich schnell wieder verworfen. Wir verabredeten uns für das anstehende Wochenende, und unser Wiedesehn war doch irgendwie schön und seltsam zugleich: wir stehen in der Tür, sehen uns schweigend an, um uns dann weinend in den Armen zu liegen, ohne den anderen je wieder loslassen zu wollen. Verrückt, oder?

6 Wochen und einen Tag nach dieser SMS, ist sie nun letzten Freitag eingeschlafen. Ich hatte sie an diesem Tag besucht und wollte eigentlich noch ein wenig länger bleiben, aber sie sagte, sie sei müde und weil sie ein wenig schlafen wollte, sollte ich doch besser fahren. Nach fast 4 Stunden kam dann der Anruf.......

Ich muss gestehen, dass ich mich -nach mittlerweile 4 Tagen- gedanklich immer noch dagegen sträube zu akzeptieren, dass Nicole nicht mehr da ist.
Und das, obwohl wir in den letzten Wochen viel Zeit miteinander verbracht und auch oft über Tod und Sterben gesprochen haben.
Völlig bescheuert, ich weiß, aber ich komm z.Zt. nicht dagegen an.

Es gibt so viele Gedanken, die mir durch den Kopf „spuken“:
> ich hatte immer Angst davor, nicht da zu sein, wenn es soweit ist....und
leider kam es so
> hat sie mich weggeschickt, weil es ihr dann leichter fiel „zu gehen“?
> ich bin wütend, weil ich weiß, dass ich ihr dieses Leid nicht abnehmen und
den Tod nicht verhindern konnte
> ich bin enttäuscht, weil ich damals aufgegeben habe diese Freundschaft
wieder zu finden
> ich bin traurig, sie verloren zu haben, sie gehen lassen zu müssen, und über
eine nicht genutzte Zeit der Freundschaft
> ich bin beruhigt, da ich glaube, dass sie nun an einem besseren Ort ist, und
es ihr dort gut geht....

....und doch wirst Du mir sehr fehlen!!!!
Auf ein Wiedersehn, im Regenbogenland....
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