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Alt 08.06.2007, 10:23
Benutzerbild von Beachmaus13
Beachmaus13 Beachmaus13 ist offline
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Standard AW: Schon wieder Diagnose Krebs

Hallo zusammen,

nach langer Zeit melde ich mich mal wieder um mitzuteilen, wie es bei uns inzwischen aussieht. Ich hatte mich in der letzten Zeit etwas aus diesem Forum zurückgezogen, weil ich nicht wollte das das Thema Krebs in meinem Leben mehr Platz als nötig einnimmt. Diese Zeit habe ich u.a. auch genutzt um die Krankheit meines Vaters nun zu akzeptieren. Ich habe festgestellt, dass einige in diesem Forum vllt wirklich recht hatten, wenn sie sagten, dass ich den Ernst der Lage noch nicht erkannt hätte... Das kann man allerdings so auch nicht sagen... Ich schätze ich habe den Ernst der Lage von Anfang an erkannt und schlichtweg verdrängt...

Fest steht inzwischen, dass mein Vater diese Krankheit nicht überleben wird. Der Tumor hat gestreut... Es befinden sich Metastasen an mehreren Stellen im Körper... Ein CT wurde immer noch nicht veranlasst und wird es wahrscheinlich auch nicht mehr geben. Der Arzt meinte, dass wir ja wissen, dass der Tumor gestreut hat und die Bilder des CT uns nur beunruhigen würden... Wir sollten jetzt lieber die Zeit die uns bleibt genießen und uns an jedem Tag freuen, wenn es meinem Vater den Umständen entsprechend gut geht...

Letztes WE war bei uns in der Stadt ein Frühlingsfest. Mein Dad wollte da so gerne hin... Prompt haben meine Geschwister und ich alle Pläne fürs WE über Bord geworfen und sind mit meinem Dad zum Frühlingsfest gegangen. Es war zwar sehr anstrengend für ihn, aber er hat sich so gefreut, dass er nochmal mit uns zusammen ne Pommes und ne Bratwurst essen gehen konnte...

Gestern hat er Fremdblut bekommen, da seine Werte durch die Chemo total im Keller waren. Wir hoffen jetzt, dass er sich durch das "frische Blut" bald wieder wohler fühlt und wir hier und da noch ein paar schöne Dinge zusammen machen können. Im Juli habe ich zwei Wochen Urlaub. Da fahren wir dann einen Tag in einen Zoo in unserer Nähe. Dort gibt es ein Gehege, in dem die Äffchen frei herum tollen... Das wird ein Spass

Ich weiß, dass die kommende Zeit noch schwer und auch anstrengend werden wird (dass es für "uns Angehörige" auch hier und da anstrengend ist sei uns zugestanden), aber ich denke wenn wir alle zusammen halten werden wir das irgendwie schaffen... Man wächst in gewissen Situationen einfach über sich hinaus... Trotzdem graut es mir vor den Worten "Ihr könnt wenigstens Abschied nehmen"... Wie das wohl werden wird?? Ich mag es mir gar nicht vorstellen... Die andere Seite (das Nicht-mehr-Abschied-nehmen-können) haben wir beim plötzlichen Herztod unserer Mutter ja schon erfahren... Der Tod und die Zeit danach für die Hinterbliebenen ist sicherlich gleich schlimm, aber der Weg dorthin macht den Unterschied... Ich für meinen Teil möchte mich nicht von meinem Dad für immer verabschieden müssen... Welche Worte würde ich wählen, welche Gedanken er sich wohl macht...?? ... Diese Vorstellung ist für mich einfach unerträglich! Ich wünsche mir für meinen Dad, aber auch für mich, dass es bei ihm, wenn es soweit sein sollte, genauso plötzlich kommt wie bei meiner geliebten Mutti...

Dies sind ganz allein meine persönliche Meinungen und Gefühle...die Krankheit meines Dads ist nunmal Bestandteil unseres/meines Lebens. Ich werde nicht zulassen, dass diese Krankheit unser Leben in dem Sinne zerstört das es nicht mehr lebenswert ist. Ich habe diese Krankheit akzeptiert und auch, dass mein Dad daran sterben wird. Aber die Zeit bis dahin wollen wir jetzt alle zusammen mehr denn je genießen! Das ist ja sicherlich auch eine Form des Abschiednehmens finde ich...

Ich wünsche euch allen einen schönen Sommertag
ganz liebe Grüße aus dem sonnigen Norden
eure Nadin
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