Liebe Beate,
ich denke, Deine Reaktion ist völlig normal - Du mußt doch selbst erstmal mit der Situation fertig werden, und im KH hast Du gesehen, wie es einem gehen kann (nicht muss!!!). In Deinem Alltag hast Du vielleicht noch versucht, Dir nicht so einen Kopf zu machen, und weil Du auch weitestgehend noch Dein normales Leben führst, war das auch nicht so schwer bzw. die Krankheit teilweise ausgeblendet. Im KH geht das nicht, und wahrscheinlich haben die Eindrücke Dich einfach überrollt. Angst und Nervosität der anderen haben sich wohl ein Stück weit auf Dich übertragen. Aber Du hast es ja selbst schon geschrieben: Als Gesunde wärst Du in der Lage gewesen, die andere Patientin zu beruhigen. Dass Du es jetzt nicht konntest, liegt eben daran, dass Du selbst betroffen bist und mit Deinen eigenen Gefühlen, Sorgen, Ängsten, Ungewissheit umgehen musst - nicht an irgendeiner Form von Egoismus oder Kälte Deinerseits! Mach Dir da bitte keine Vorwürfe!
Du schreibst, so willst Du nicht sein. Du bist aber einfach im Moment sehr gefordert, mit Dir und der Situation klarzukommen, das allein kann schon überfordern. Dann noch anderen beizustehen, da verlangst Du zuviel von Dir. Ich kann mich noch sehr gut an die Zeit zwischen Erstuntersuchung mit der Diagnose "Verdacht auf NHL" und der endgültigen Diagnose erinnern. Das waren drei Wochen, die schwer zu ertragen waren (sowohl für meinen Mann als auch für mich), weil man so ohnmächtig ist und nichts tun kann als warten. Wenn die Behandlung losgeht, wird es viel besser, glaub mir! Dann wird endlich was getan, und der Feind hat einen Namen.
Also: Sei ein bißchen nachsichtig mit Dir, und genieß die freien Pfingsttage zu Hause!
Ganz liebe Grüße
flautine