Einzelnen Beitrag anzeigen
  #160  
Alt 20.05.2007, 09:41
suzal suzal ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 23.04.2006
Beiträge: 226
Standard AW: Der Wille zu leben oder zu sterben

Hallo, Ihr Lieben!

Finde Euren Thread total interessant und möchte auch dazu etwas beitragen.

Voriges Jahr wurde im Juli und auch im September eine Mammographie und eine Sonographie bei mir durchgeführt. Die Diagnose des damaligen Radiologen "Fibroadenom". Also gutartig. Mein Bauchgefühl sagte mir aber schon damals, dass irgendwas nicht in Ordnung sei und so ließ ich mir noch im September eine Biopsie machen. Das Ergebnis hat mich zwar total umgehauen, aber zugleich hat mir mein Bauchgefühl das Leben gerettet. Ich hatte Brustkrebs. N. Mammae IV, T3, N3, M1, Hormonrezeptor negativ, Her-2-neu-negativ und auch bereits Knochenmetastasen.

Im ersten Krankenhaus, wo ich zur Behandlung war, wurde mir mitgeteilt, dass bei dieser Form v. Brustkrebs ca. 40 - 50 % der betroffenen Frauen die nächsten 5 Jahre überleben. Da habe ich einmal geschluckt und zum behandelnden Arzt gemeint, ob er der Meinung ist, dass das viel sei? Seine Antwort, wenn ich zu den 50 % gehöre, dann ja. Also diese Aussichten haben mich dann wirklich in ein großes Tief versetzt. Ich war damals erst 43 Jahre alt und meine Tochter erst 4 Jahre. Für sie will ich unbedingt leben!

Ich habe dann das Spital gewechselt, wurde operiert und bekam dann eine Chemo. Die Zeit bis nach Weihnachten war für mich echt total schwierig, hoffnungslos und es ging mir auch total schlecht. Trotzdem heiratete ich am 5.12! Ich wollte das alles geregelt sei und meine Tochter war total stolz darauf und meinte, jetzt sind wir endlich eine richtige Familie. Die erste Chemo habe ich überhaupt nicht vertragen und ich war in so einem schlechten Zustand, dass es mir schon egal war, ob ich sterben würde. War dann auch für 8 Tage im Spital. Bin nur knapp einem Organversagen entgangen.

Aber die Liebe zu meiner Tochter und auch mein Arzt halfen mir über diese schwierige Zeit. Mein Arzt hat die Dosis der Chemo reduziert und mir ging es dann auch wieder besser. Er meinte auch, ich war ein schwieriger Fall und habe ihm viel zum Nachdenken gegeben und heute ist er erstaunt, dass es mir wieder so gut geht.

Ich glaube ganz fest daran, dass letzt endlich mein Überlebenswille auch dazu geführt hat, dass ich heute noch da bin. Mir ist zwar bewußt, dass ich diese Krankheit noch lange nicht überstanden habe. Bekomme jetzt Bestrahlungen und bei jeder Untersuchung besteht die Möglichkeit, dass noch was gefunden wird. Aber ich möchte unbedingt für meine Tochter da sein. Sie gibt mir die Kraft zum Kämpfen, sie gibt mir den Willen zum Leben und sie gibt mir so unheimlich viel Liebe und es kann doch nicht sein, dass der liebe Gott will, dass meine Tochter ohne ihre Mama aufwächst.

Ich bin auch fest davon überzeugt, dass bei mir der Brustkrebs, durch zuviel Stress, Streitigkeiten in der Familie etc. ausgelöst wurde.

Auch ich habe immer die Angst gehabt, dass ein lieber Familienanghöriger krank wird oder gar stirbt. Wie ich mich mit den Gedanken auseinander gesetzt habe, warum gerade ich diesen Brustkrebs bekommen habe. Wurde es mir klar. Keiner in meiner Familie hätte diese Kraft gehabt, dagegen anzukämpfen.

Bin dabei, dass ich jetzt lerne, mein Leben anders zu gestalten. Auch mal nein zu sagen und dass ich mir auch für mich Zeit nehme.

Auch freue ich mich heute viel mehr über Kleinigkeiten. Am meisten geht mir aber mein Herz auf, wenn ich sehe wie sich meine Tochter entwickelt, wie sie lacht, wie sie einfach unbeschwert durchs Leben geht.

Ja. ich will unbedingt Leben und ich wünsche es Euch auch, den Willen zum Leben!

Alles Liebe und noch einen schönen Sonntag!

Susanne
Mit Zitat antworten