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Alt 10.05.2007, 20:43
Sousha Sousha ist offline
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Standard AW: Verzicht auf Chemotherapie bei Brustkrebs

Hallo Ihr alle,

ich verfolge diese Diskussion mit Interesse und ich möchte gerne auch meinen Senf dazu geben.

Ich bin 44, wurde vor fast genau 1 Jahr brusterhaltend operiert. Mein Tumor war ca. 4 cm groß, die genaue Diagnose: invasiv, lobuläres Mamma Ca, pt 2 (4cm), G2, N2a (7/20), L0,V0,M0, Hormonrezeptor + 80%.

Mir wurde die Teilnahme an der Gain Studie empfohlen (frühes Mamma Ca mit nodal positvem Befund) und ich habe bislang das volle Programm gemacht. Op - Chemo-Bestrahlung- AHT.

Immer wieder werde und wurde ich (von Gesunden) gefragt, ob ich denn dieses Wahnsinns Gift der Chemo tatsächlich nötig hatte, weil ja auch bei mir die Therapie adjuvant eingestuft war, und ich solle doch mal über die Spätfolgen der Chemo nachdenken. Ich für mich hatte nach der Diagnose das Gefühl, dass ich zum einen den Ärzten vertrauen muss (und auch kann), weil ich keine Ahnung hatte und zum anderen hat mich die Erklärung der Vorgehensweise überzeugt und ich mir gedacht:"okay, alles was geht reinwerfen". Mein Tumor wurde lt. Ärzten im gesunden entfernt, aber dies konnte mich angesichts des Befall der Lymphknoten nicht darüber hinwegtäuschen, dass mein Rückfallrisiko erhöht ist. Und ich habe den Ärzten dahingehend vertraut, dass ich mir gesagt habe, dass sie aufgrund der Erfahrungen und auch vorliegenden Statistiken mir das bestmögliche für meine individuelle Situation empfehlen.

Ich hatte das Glück einen sehr kompetenten, warmherzigen Onkologen zu erwischen und ich muss sagen ich für mich habe das Gefühl, mit der Entscheidung dem ärztlichen Rat zu folgen für meine Situation die maximalen Heilungschancen zu haben. Was immer daraus nun werden wird. Ich für mich habe das Gefühl zumindest alles versucht zu haben was möglich ist. Eine Bekannte von mir (gleich alt) hat sich gegen die schulmedizinische Behandlung entschieden und auch sie hatte das Gefühl entsprechend ihrer persönlichen Situation das für sie beste entschieden zu haben. Die Dinge habe sich für sie nicht gut entwickelt und deshalb hat sie dann doch eine Chemo gemacht. Jetzt stehen die Dinge immer noch gar nicht gut und sie hadert momentan mit ihrer Entscheidung. Ich bin davon sehr betroffen, und gleichzeitig weiß ich warum sie sich so entschieden hat und ich habe dies immer respektiert und tue dies auch jetzt. Menschen in ihrem Umfeld bekommen nun Angst und es läuft darauf hinaus, dass sie ihre Entscheidung von damals in Frage stellen. Das kommt einer Art Schuldzuweisung gleich. Ich denke, das darf nicht sein.

Wir alle hoffen - egal welchen Weg wir beschreiten - dass es der richtige sein möge. Und niemand, absolut niemand darf dies in Frage stellen, weil nur jede einzelne von uns da drin steckt und sich selbst am besten kennt und einschätzen kann. Natürlich sprechen Statistiken eine (wirkungsvolle) Sprache und wir denken darüber nach; letztlich sind es nur Zahlen. Es gab und gibt auch immer herausragende Spontanremissionen und dies sind Ereignisse, denen alle staunend gegenüberstehen. Kämpfen muss jede von uns auf ihre Art alleine.

Ich denke, egal wie sich ein Mensch in einer derart schwierigen, angstbesetzten Situation entscheidet, es ist zu respektieren. Wir alle haben ein mehr oder minder ausgeprägtes Gefühl für das was uns gut tut oder wem wir vertrauen können und wollen und was wir bereit sind einzugehen.

Ob wir uns richtig entschieden haben wird sich zeigen, und es ist für mich vor allen dingen so, dass die Situation sich ändern kann, wir ändern uns und am Ende geht es immer ums Überleben.

Die Statistiken geben für einen Fall wie meinen irgedwelche Prozente von Rezidiffreier Zeit, Überlbensraten usw. an.

Ich bin nicht bereit mich den Statistiken zu unterwerfen! Ich habe mich auf den Weg ins Leben gemacht und was immer ich für nötig erachte werde ich tun und ich weiß (ich arbeite damit), dass in Statistiken immer irgendwelche arithmetische Mittel eingerechnet werden (ich kenne auch die Formel für die jeweiligen Abweichungen) in denen die Ausnahmen enthalten sind und das Gesamtergebnis beeinflussen. Und wenn es nötig ist, dann werde ich die Statistiken Lügen strafen, denn ich bin wie ich bin und wenn es mir geboten erscheint einen anderen Weg zu beschreiten, dann werde ich dies ungeachtet der statitischen Erhebungen tun.

So, da stelle ich fest, dass ich mich doch ein wenig echauffiert habe aber dieses Thema berührt mich einfach.

Ich wünsche Euch allen, welchen Weg auch immer ihr gewählt habt oder wählt die Überzeugung und den Glauben an Eure Kraft.

In diesem Sinne

Alles Gute

Sousha
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