Thema: Stadium 4
Einzelnen Beitrag anzeigen
  #27  
Alt 08.02.2007, 11:15
allessotraurig allessotraurig ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 14.11.2006
Beiträge: 1
Standard AW: Bronchialkarzionom Stadium 4

hallo hasi,

du hast mein ganzes mitgefühl!!! auch ich bin, bzw. war, angehörige mit der gleichen diagnose. von ende september bis mitte januar - eine verdammt kurze zeit.

zu deinem problem bezüglich der kinder möchte ich mich steffen anschließen.

meine kinder sind zwar schon etwas älter, 12 und 11, aber auch ich befand mich anfangs in einem riesen zwiespalt. die beiden waren ihr leben lang totale opa-kinder. und genau dieser wurde ihnen nun genommen.

bei jedem neuen tiefschlag, der kam, brach auch ich in tränen aus. und da mir durch gründliche recherche klar war, dass er nicht mehr viel zeit hat, klärte ich die kids behutsam auf.
der opa lebte 300 km entfernt, war in den paar monaten allerdings fast ausschließlich im krankenhaus. wir sind jedes wochenende hingefahren um bei ihm zu sein. jeder, der opa und auch die kids und wir, haben jede minute des zusammenseins genossen. auch, wenn die kids oft stundenlang nur still da saßen, bücher anschauten, tv sahen, etc. jedem war dieses zusammensein wichtig. und wenn die beiden mal nicht wollten - okay, dann kamen sie eben nicht mit.
so erlebten die beiden von anfang an diese gemeine krankheit. alle aufs und abs. bis zum ende. wir, die kids und ich, haben gemeinsam viel geweint und geredet. und ich war immer ehrlich zu ihnen.
was, wenn du sagst, oma wird nicht mehr richtig gesund, und nächste woche ist sie auf einmal gar nicht mehr da?

letztendlich muss jeder seinem gefühl folgen und so handeln, wie es für ihn richtig ist. sicher hat jeder einen anderen rat. und jedes kind ist auch anders. ich kann dir einfach nur von meiner erfahrung erzählen.

meine beiden haben in dieser zeit auch sehr oft in der schule gefehlt. das war mir egal. die familie ging in dem moment einfach vor. alles andere kann man nachholen. aber nicht die letzte gemeinsame zeit füreinander - die ist leider unwiderbringlich.

als wir den anruf bekamen, dass opa keine 36 stunden mehr hat, sind wir sofort aufgebrochen. er war zu der zeit seit gerade mal 3 tagen im hospiz. ein ort, den ich jedem menschen auf dieser welt für den letzten weg in würde gönne!!! ich sagte dies behutsam den kids. vieler worte bedarf es allerdings nicht - ich war fix und fertig. ich fragte die beiden, ob sie auf seinem letzten weg dabei sein wollen. bereitete sie stark darauf vor, wie der anblick sein kann und wie schwer dies sei. die beiden sagten sofort und ganz fest "klar". im hospiz sagten die mitarbeiter auch: wenn die kinder dies wollen, müssen sie auch mitgenommen werden, egal wie alt.

nun ja, 18 stunden waren wir alle zusammen in seinem zimmer. die ganze familie. unsere liebe mutter, alle kinder, enkelkinder und der beste freund. er schlief die ganze zeit. wurde von den mitarbeitern schlafen gelegt, da er selber sehr unruhig war. jeder hielt ihm abwechselnd die hand.
meine große hat nach dem letzten atemzug eine stunde lang halb auf opa gelegen und sich weinend verabschiedet. für meine beiden war es im nachhinein gesehen der allerbeste weg. das sagen sie selber auch. sie haben gesehen, dass er ohne schmerzen einschlief (endlich mal - im krankenhaus haben die das nie geschafft) und haben dies als erlösung gesehen.

opa ist auch heute noch ein großer teil unserer familie. er lebt in uns weiter! und wir freuen uns alle morgens, wenn wir von ihm träumten.

ich wünsche dir von herzen, dass auch du den für euch richtigen weg findest und deine ma nicht so viel leiden muss!!!

Mit Zitat antworten