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Alt 25.01.2007, 21:27
Benutzerbild von iris1506
iris1506 iris1506 ist offline
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Standard AW: kleinzelliges Bronchiacarzinom, Metastasen im Gehirn

liebe christa und karin

meinem papa ging es die letzten drei wochen auch nur gut durch das cortison.
er bekam auch richtig großen hunger und hat zu meiner freude viel gegessen.
da man ja alles gar nicht wahrhaben will, dachte ich immer, jetzt geht es ihm gut, die bestrahlung soll doch stattfinden.

am nächsten tag dann schlief er wieder viel oder hatte magenschmerzen, er hatte magengeschwüre, deshalb wurde ihm die peg entfernt.

dann habe ich meine gedanken wieder verworfen.
papa wollte immer zu hause sterben.

bis heute habe ich es nicht bereut, er war glücklich zuhause sein zu dürfen.
zumal meine mutter auch sehr krank ist.
papa hat ihr eine woche vor seinem tod noch gekocht.
mama hat morbus alzheimer und pflegestufe drei.
seit papas tod lebt sie bei uns.

bei euren angehörigen kommt die luftnot ja vom lungenkrebs.
gottseidank mußten wir das nicht erleben.

im nachhinein waren, so sarkastisch es auch klingt, die hirnmetas das beste was ihm passieren konnte.
auf sein tonsillen ca. wurde er auch nur noch palliativ behandelt.
hat mit dauerchemo und 45 bestrahlungen schön was mitgemacht.
ohne hirnmetas hätte er einen blutsturz haben können, da der krebs die ader abgedrückt hätte, oder er wäre erstickt.

so durfte er uns ohne schmerzen verlassen.

papa war zimmermann und auch zeitlebens auf dem bau. mit 60 in rente wegen kaputten halswirbel. mit 63 schlaganfall, mit 64 herz 3 wochen intensivstation.
drei monate später krebs.

liebe karin

meinen papa zu verlieren hat mich ganz krank gemacht.
meine geschichte steht unter HIRNTUMOR "HIRNMETASTASEN, WER HAt ERFAHRUNG"

er war mein herzblatt.

liebe christa

wenn dein schwager traktor fahren möchte, dann lass ihn.
er soll alles machen was ihm spass macht, sein körper zeigt ihm schon die grenzen.
wenn er nicht darüber reden möchte dann akzeptiere es. wir haben auch nicht übers sterben gesprochen.
papa hat nur immer wieder erwähnt, das er verbrannt werden möchte.

lange vor seinem tod hatte ich mir schon gedanken über alles gemacht.
die trauerfeier, den trauerspruch etc.

obwohl ich es besser wusste habe ich papa immer gesagt, so schnell stirbst du nicht.

sicherlich ist für euch das ungewisse das schlimmste im moment.
nichts genaues wissen und bei jedem telefonklingeln erschrecken.
leider bekommst du bzw. dein mann nur auskunft von den ärzten, wenn dein schwager das erlaubt.
da meine mutter ja nichts mehr versteht, habe ich alle arztgespräche geführt und mir alle arztbriefe in kopie geben lassen.

ist dein schwager verheiratet? wenn ja, was sagt denn seine frau?

was den fernseher betrifft, habe ich das schon oft bei schwer kranken gelesen.
sie haben angst vor der nacht, weil sie meinen sie würden einschlafen und nicht mehr wach werden.

papa hat sich an seinem letzten abend immer krampfhaft am bettgalgen festgehalten, fernseher durfte ich schon lange nicht mehr ausmachen.
bin nachts stündlich zu ihm, wir wohnen im gleichen haus.
schlief in der letzten nacht bei ihm im wohnzimmer, er wurde immer unruhiger und konnte keinen schlaf finden.
daraufhin habe ich ihm ein tavor plättchen gegeben, das beruhigt und nimmt die angst.
habe das medikament schon vorsorglich im krankenhaus mitbekommen.
papa schlief dann ein und wurde am nächsten morgen nicht mehr wach.

nun hat mein beitrag vollkommen das thema verfehlt.
aber es hat mir sehr gut getan, mir das nochmal von der seele zu schreiben.

ich hoffe, ihr seht es mir nach.

viel kraft für die kommende zeit

liebe grüße

iris
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