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Alt 17.01.2007, 04:59
Norma Norma ist offline
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Registriert seit: 06.11.2005
Beiträge: 1.157
Standard AW: Wie gehts weiter ?

Lieber Oliver,

Danke, dass du meinen Beitrag richtig verstanden hast.

Nun bin ich auch besser über deine Lebenssituation informiert und kann dir vielleicht noch einige Tipps geben (es tut mir sehr sehr leid, dass du so früh gleich beide Elternteile verloren hast!).

Mit Karzinoiden kenne ich mich gut aus; meine Mutter ist erst vor 10 Wochen an ihren Leber-Karzinoiden verstorben.
Allerdings befanden sich diese INNERHALB der beiden Leberlappen und nicht...wie bei dir...AUF der Leber. Der Unterschied ist auch, dass die Lebermetas meiner Mutter (im Gegensatz zu allen anderen Karzinoiden im Körper) schnellwachsend waren.
Insofern gebe ich dir also vollkommen recht. AUF der Leber bedeutet: LEBEN!

Ich kann dir aber was wegen dem Bescheid über die Höhe deiner zu erwartenden Rente sagen. Bei unserer Tochter (30 Jahre alt und seit 3 Jahren Rentnerin auf Zeit) waren im Bescheid auch nur ein paar Euros angegeben.
Als der endgültige Bescheid dann kam, waren wir alle freudig überrascht.
Es waren dann doch auf einmal etliche Euros mehr und das liegt daran, dass man ihr "Ausfallzeiten" hochgerechnet hat. Das sind DIE Jahre, die sie hätte eigentlich noch arbeiten müssen. Du musst dir vorstellen, du hättest nun noch bis zum 60. Lebensjahr jeden Monat 3.000 Euro verdient. Da würde natürlich dein Rentenanspruch recht hoch sein.
Unsere Tochter hat als Lokführerin (ihr Traumberuf!) auch sehr gut verdient (Schichtarbeit, Nachtzuschläge etc..) und genau DAS war ihr Glück. Durch die rentenrechtlich "geschenkten" Jahre geht es ihr finanziell gut! Das wird bei dir also nicht anders sein!

Stell den Rentenantrag, Oliver, aber erst NACH der Reha, bitte!
Es kann sein, dass dir auf Grund von Karzinoiden erst einmal "nur" eine Zeitrente bewilligt wird. Es kommt ganz darauf an, was deine Ärzte in ihren Berichten reinschreiben.
Hat man dir schon eine Reha angeboten?
Wenn nicht, dann stelle DU den Antrag, sobald das möglich ist (nach Abschluss der Chemoembolisation, beziehungsweise aller Therapien).

Reha vor Rente, Oliver, auch in deinem Fall ist das nicht anders.
Und während der Reha dann sagen, dass du einen Rentenantrag stellen möchtest. Näheres kann ich dir aber noch schreiben, wenn die Reha auch kurz bevorsteht.

Ja, ich weiß, Oliver, das Selbstwertgefühl sinkt. Krank, keine Arbeit, Ängste, Sorgen, kein Geld... es ist wahrlich nicht leicht.

Aber wenn du Schritt für Schritt erledigst, geht es, ich verspreche es dir!

Wichtigstes Ziel zur Zeit ist erst einmal, die Therapien zu beenden und den Reha-Antrag zu stellen. Wenn du das erledigt hast, erholst du dich erst einmal in der Reha-Klinik. Wieder zu Hause, stellst du den Rentenantrag.
Du schaffst das schon, Oliver. Kopf hoch!

Du brauchst ja gar nicht deinen Traum vom Arbeiten aufzugeben, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ob es wirklich eine Tätigkeit auf der Basis der Selbstständigkeit sein muss, wird die Zukunft zeigen. Lass das erst einmal ganz hinten in deinem Kopf; zur Zeit gibt es Wichtigeres.

Noch ein Tipp, Oliver: es wundert mich überhaupt nicht, dass deine Seele sehr angeschlagen ist. Lass dir von einem Neurologen (Zusatzbezeichnung sollte sein: Psychologe...schau mal in dein Branchenbuch rein) helfen. Nein nein, du bist natürlich NICHT verrückt.
Aber du kannst deine sämtlichen Sorgen und Nöte (auch, was der schmerzhafe Verlust deiner Eltern angeht) mit dem Arzt besprechen. Lass dir auf deinem weiteren Weg (rentenmäßig und berufsmäßig) helfen. Er hat Schweigepflicht und ihm kannst du alles erzählen (mir natürlich auch ;-) ).
So ein kleiner Bericht von ihm an deine Rentenversicherung wirkt manchmal Wunder bei der Rentenbewilligung und ist immer sehr segensreich!

Oliver, ich hoffe, dass du jetzt einige Infos hast, die dich voran bringen.
Du brauchst zu allererst einmal finanzielle Sicherheit; Hartz IV ist da wahrlich keine Alternative.

Ich habe mich damals (vor 5 Jahren) beim VdK angemeldet; die helfen bei Problemen in Rentenangelegenheiten. Kostet hier 6 Euronen im Monat und mir hat man da schon sagenhaft oft geholfen. Überleg es dir, falls 6 Euros noch drin sind zum ausgeben.

Ach ja, noch etwas: sammele alles, was deine Erkrankung angeht und lege es in einen Ordner ab. Du wirst es in Zukunft immer mal wieder brauchen.

So, jetzt reicht es aber. Die Nacht ist schon wieder rum und ich habe noch kein Bett gesehen, wie so oft (schlaflos).

Liebe Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
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