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Alt 21.11.2006, 16:17
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Tränen Tränen ist offline
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Lieber Günter und mein Bärchen

ich vermisse euch ganz schrecklich, die letzten Tage habe ich 24 Stunden an euch gedacht ohne Pause, ja ihr wart auch in meinen Träumen. Mein Herzenswunsch ist es euch bei mir zu haben, doch den kann ich nicht erfüllen ohne den Rest der Familie zu verlieren. Es kommt immer näher die schlimmste Zeit des Jahres auf mich zu seit 3 Jahren -Weihnachten- es ist das Fest der Liebe, doch all die Liebe die für euch ist, die staut sich in mir auf und geben kann ich sie euch einfach nicht. Dieses Jahr sitzen wir nur in einem kleinen Kreis zusammen, denn seit du auch noch fehlst Günter da fehlt selbst der Familie die Lust nach feiern. Wir das heißt meine große Schwester mit Freund, meine Mam, Oma, Tante mit Mann und Kind und mein geliebter Uropa wir werden allein beisammen sein. Die anderen werden sich auch verteilen und deine Frau lieber Günter wird mit deiner Tochter und den Enkeln allein sein. Keiner ist recht in der Stimmung auf Weihnachten, alle wünschen sich es wäre schon nächstes Jahr. Die Wünsche fürs nächste Jahr sind auch schon geschrieben auf den Luftballons so wie jedes Jahr lassen wir diese um 24 uhr fliegen und hoffen das sie in Erfüllung gehen. Mein Wunsch ist "Beschützt meine Familie egal was passiert, gebt ihnen Kraft, Liebe und Geborgenheit" vielleicht könnt ihr mir diesen Wunsch dann erfüllen wenn ich ihn in die Luft gehen lasse.

eure traurige Nicole

Angst

Lieber Schatz und mein lieber Günter ihr wart immer davon überzeugt das ich stark bin, das ich weitesgehend Angstfrei durchs Leben gehe. Doch alles hat sich geändert. Ich bin nicht mehr stark, ich bin schwach, fühle mich zerbrechlich und ich fühle mich kraftlos. Angst war ein Begriff den ich bislang immer auf die körperlichen Schwächen bezogen habe, durch mein Hobby nein es war unser gemeinsames Hobby mein Schatz habe ich diese Angst verloren, ja regelrecht Übermut entwickelt wenn ich andere hilflos sah die von vermeintlich stärken tyrannisiert wurden habe ich ohne nachzudenken eingeriffen und es war immer glimpflich abgegangen durch meine körperliche Kraft. Doch jetzt habe ich Angst, ich habe Angst vor dem was kommt. Der sch... Krebs hat mich zu einem schwachen, mutlosen und kraftlosen Menschen gemacht. Ich habe Angst davor was passiert wenn ich den Kampf nicht gewinne, was dann mit meiner Familie wird. In meinem Kopf laufen immer wieder die Szenen ab wie sie zusammengebrochen sind als meine Schwestern starben und die Worte meiner Mam schallen noch heute in meinem Kopf sie sagte "wenn noch einer meiner Kinder vor mir geht, dann bringe ich mich um, das ertrage ich nicht und das will ich auch nicht mehr ertragen". Ich habe auch Angst vor dem Tod, denn langsam mache ich mir Gedanken ob wir uns überhaupt wiedersehen. Was ist denn wenn ich sterbe und dann ganz allein bin, weil ich euch auch nicht habe und dann den Rest der Familie auch nicht mehr? Woher kommt eigentlich die Aussage das sich die Menschen wiedersehen? Diese Angst die lähmt einen Menschen, sie nimmt einem viel Energie die eigentlich wichtig ist für den Kampf ums Leben. Ich habe die letzten Tage viel nachgedacht und auch meine Briefe an die Familie verändert die sie bekommen wenn ich sterbe sollte, doch was bringen die Worte wenn sie den Menschen lieber haben wollen?
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Liebe Grüße Nicole mit

Geändert von Tränen (20.06.2008 um 18:11 Uhr)