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Alt 27.10.2006, 12:52
Benutzerbild von Johanna82
Johanna82 Johanna82 ist offline
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Registriert seit: 09.02.2006
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Standard AW: Biefe an meine Mama

Meine liebe Mama!

Nun ist es fast 5 Monate her, ich dich das letzte Mal sah und ich vermisse dich unendlich.

Ich kann immernoch kaum fassen dass du tot bist.

Ich würde so gerne Deine Stimme hören, Dein Lachen...Dein Gesicht sehen,deine Hände anfassen.

Mama du fehlst mir so.

Ich suche so näh dir, sehne mich nach deiner Nähe.

Ich schaue Bilder von dir an und versuche jede Erinnerung an Dich so fest in mir zu halten - ich habe Angst,deine Bilder könnten verblassen,ich könnte Deinen Geruch vergessen.

Ich fürchte mich davor, es könnten nur die schrecklichen Bilder übrigbleiben- Bilder, die ich am liebsten vergesen würde, sie ungeschehen machen - aber ich weiss, das get nicht.
Es ist ein Teil unseres Weges - wir mussten ihn wohl gehen - und ich muss nun die Konsequenz ertragen-obwohl ich das Gefühl habe,ich kann das ganze Ausmaß gar nicht ertragen.

Ich frage mich manchmal,wie ich das überhaupt geschafft habe, dich zu begleiten und dich jeden Tag so leiden zu sehen-ich fühle mich unsagbar schwach.

Wie hab ich das nur ertragen? Jetzt beginnen sich Bilder , Erinnerungen, Momente zusammenzufügen und sie drücken mit solcher Kraft und Macht auf mich ein, dass ich manchmal nur noch schreien möchte.

Abends,wenn ich zur Ruhe komme,lieg ich mit offenen Augen im Bett und diese furchtbare und doch so vertraute Angst kriecht wieder in mir hoch,lässt mich wieder in die Situation zurück und es ist, als beginne alles aufs neue-ich kann diese Angst nicht steuern, mildern und ich bekomme Panik-ich bekomme eiskalte Hände und ich will nur noch schreien,dass alles nicht wahr ist.

Wie soll ich es verarbeiten,wenn ich mich so vor diesem Angstgefühl fürchte, dass ich es nicht annehmen kann und versuche es wegzudrängen, damit ich es nicht spüren muss???

Wird es denn besser? Ich habe nicht das Gefühl. Ich empfinde es nur so, dass die Abstände grösser werden, in denen ich erfolgreich verdrängen kann - aber es kommt zurück - und dann, so glaube ich , mit doppelter Härte.Es kommt immer wieder zurück.

Irgendwo hier im Forum nannte es jemand ganz treffend das Trauertier,es kommt und geht - und ich habe das Gefühl,dass es bei mir beginnt zu nisten.

Oft muss ich mich zu den Dingen zwingen,ich bin so lustlos geworden,finde keine rechte Freude - ich bin gleichgültig geworden.

Ich wünschte,ich könnte wieder richtig lachen-ohne den Druck in meinem Herzen- einfach die Gewissheit zu haben, nach Hause zu kommen, dass du dabist,das es dir gut geht....

Es ist so leer und anders zu Hause geworden und mit Papa ist es auch nicht immer einfach.

Du fehlst uns einfach unbeschreiblich!

Ich liebe dich, Mam.

Deine traurige Tochter.
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Eines Tages werden wir wissen, dass er Tod uns nie rauben kann, was unsere Seele gewonnen hat

- Tagore -
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