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Alt 16.10.2006, 20:58
pitti-snow pitti-snow ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

Hallo in die Runde,

seit langem lese ich schon die Beiträge im Forum. Erst habe ich mir sämtliche Informationen zu Therapien herausgezogen und nun, tja, nun gehöre ich zu den Hinterbliebenen, vielleicht nicht zu den jüngsten, denn ich werde im November auch schon 30 aber das Alter ist ja relativ.

Meine liebe Mama ist am 27.09.2006 an einem metastasierendem Ovarialkarzinom im Alter von 52 gestorben. Für sie war es eine Erlösung und für mich bzw. uns die unendliche Leere, die sie zurück läßt. 2003 bekamen wir die schreckliche Diagnose. Mutti klagte schon längere Zeit über Bauchschmerzen aber die Ärzte, die sie bei ihrer Dialyse betreuten, gaben ihr ein Medikament gegen Magenbeschwerden. Die Diagnose wurde viel zu spät festgestellt. Nach einer schweren OP erholte sie sich überraschend gut und auch die Chemotherapie hat sie verhältnismäßig gut überstanden. Die anschließende Kur mit meinem Papa hat beiden sehr gut getan, die Werte waren im normalen Bereich und wir waren überzeugt, dass sie den Kampf gewonnen hat. Nach einem Jahr die Horrormeldung ... eine Rezidiv ... wieder viel zu spät erkannt, weil die behandelnde Ärztin 3 Monate vorher der Meinung war, dass meine Mutter das sehr gut aussieht und der Tumormarker bei der nächsten Untersuchung gemessen wird. Hätte Mama nur darauf bestanden ... die Ärzte im Krankenhaus, welche zu einem Krebszetrum gehört, versuchten ihr bestes und nach verschiedenen Medikationen bekam sie eine Chemo, die tatsächlich den Tumormarker zum Sinken brachte. Wieder kam Entwarung leider nur für kurze Zeit ... der Marker stieg wieder an und es gab kaum noch eine Therapie, die Mutti vertragen hat und so ging es nur noch bergab. Die Wahrheit wollte keiner von uns sehen. Immer noch war ich der Meinung, dass sie es schaffen wird, bis man uns die ernüchternde Wahrheit sagte ... ich verlor den Boden unten den Füßen ... ihr ging es wirklich von Tag zu Tag schlechter, so dass man die Augen vor der Realität nicht mehr verschließen konnte. Mir tat sie unendlich leid, weil sie sich so gegen die Krebszellen wehrte und des Sieg doch nicht davon tragen konnte. Vati hat die letzten Nächte im Krankenhaus geschlafen. Wir haben soviel Zeit, wie nur möglich mit ihr verbracht. Gegen 0.00 Uhr ist sie dann eingeschlafen ... Sie hat es überstanden und wir konnten uns nur noch für all ihre Liebe und Mühe bei Ihr bedanken. Das Bild, wie sie so da lag, werde ich wohl nie vergessen.

Ich bin heute den ersten Tag wieder auf Arbeit gewesen aber irgendwie kommt mir das alles so unreell vor. Ich habe so das Gefühl, dass sich die ganze Welt um mich dreht und nur meine Zeit stehen geblieben ist. Am Donnerstag soll die Urnbeisetzung mit Abschiednahme stattfinden ... wenn ich nur diesen Tag erst überstanden hätte. Wir hatten doch noch soviele Pläne. Zu Weihnachten wollten wir (meine Freund und ich) die Nachricht von einem Enkel präsentieren. Sie wäre so gern Oma geworden. Leider kann ich ihr diesen Wunsch nicht mehr erfüllen. "Liebe Mama, tut mir leid" ... wir habe nun die Familienpläne erst mal auf Eis gelegt. Ich bin mir auch gar nicht mehr sicher, ob ich überhaupt noch ein Baby haben möchte. Die Zeit des Mitleidens, des Hoffen und Bangens waren so schwer und schmerzhaft, dass ich das einem Kind gern ersparen würde ... ich bin immer sehr optimistisch gewesen, dass meinem Mama diesen verdamten Krebs besiegen wird. Sie war immer sehr stark und hatte auch einen sehr großen Überlebenswille, sie war doch so glücklich in unserem kleinem Haus, was wir erst vor 8 Jahren bezogen haben. Warum mußte sie so zeitig gehen??? Das ist alles so ungerecht. Mich überkommt zeitweise so richtig Wut über die Leute, die so ihr Leben einfach wegwerfen oder vergeuden, wieso haben die das Recht zu leben? Meine Mama war immer und zu allen eine ganz liebe. Das ist einfach nicht fair. Ich habe mit ihr nicht nur meine Mama sondern auch meine beste Freundin verloren ... kein Kaffeeklatsch mehr am Nachmittag, kein Bummeln durch die Stadt, keine gemeinsamen Stunden ... Ich bin nur froh, dass ich meinen Papa noch habe, der sich sehr tapfer hält, wenn ihm noch etwas zustoßen würde ...

So viel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben und vielleicht bin ich auch im falschen Tread gelandet, wofür ich mich schon mal entschuldigen möchte.

Einen schönen Abend und lieben Gruß an alle Forenteilnehmer ... ich habe in letzter Zeit oft gehört "Die Zeit heilt alle Wunden" ...
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