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Alt 13.10.2006, 12:08
annett.cossengrün annett.cossengrün ist offline
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Standard AW: Warum kann ich nicht trauern?

Ich bin erleichtert zu hören, dass es vielen so geht wie mir. Meine Mutti hatte über 7 Jahre Brustkrebs. Es war ein ständiges auf und ab. Ständig neu Metastasen, neue OP's und Chemons. Ständige Angst bei Kontrolluntersuchungen. Ich wußte, dass es irgenwann zuviel für meine Mutti wird, habe es aber weggewdrängt und versucht, ihr gegenüber Optimismus zu verstreuen. Als ich mich dem Unausweichlichen endlich stellen mußte, weinte ich im KH tagelang. Als meine Mutti starb, war ich bei ihr. Und plötzlich - keine Träne mehr. Freunde kamen und weinten. Ich saß daneben und konnte nicht weinen. Ich schämte mich entsetzlich, was denken nur die Leute von mir.

Ich mußte doch funktionieren. Ich musste die Beerdigung ausrichten, ich mußte mich um die Übernachtungsgäste kümmern. Und am Tag nach der Beerdigung, wurde mein Sohn eingeschult. Er sollte ja trotz der schlimmen Umstände einen schönen Tag haben.

Nun ist es ca. 6 Wochen und es zieht mir fast den Boden unter den Füßen weg. Wenn die Kinder in der Schule sind, gehe ich hoch in die Wohnung meiner Eltern und es wird real. Meine Mutti liegt nicht mehr auf den Sofa und wartet auf mich. Es ist alles so still. Untragbar. Nun fließen die Tränen und hören nicht mehr auf.

Ich glaube, wir solten uns nicht so viel Gedanken darüber machen, ob wir uns falsch verhalten. Wir wissen, wie sehr wir unsere Mütter oder Väter geliebt haben und sie wußten es auch. Wie wir trauern, ist unsere Sache und wir dürfen uns einfach kein schlechtes Gewissen einreden lassen.
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