[Tränen]

Lieber Günter

ich kann nicht mehr, ich weiß nicht woher ich noch Kraft nehmen soll. Die Chemo bringt mich um meinen Verstand. Meine Gelenke schmerzen höllisch selbst die Schmerztropfen helfen nicht, mein Arzt meinte wenn es nicht besser wird muss geguckt werden ob die Schmerzpflaster helfen oder es muss eine andere Chemo gefunden werden. Meine Blutwerte sind heute noch einmal abgenommen worden und zu Vorbeugung von Infektionskrankheiten habe ich ein Antibiotikum bekommen.

Auf Arbeit habe ich die Hölle auf Erden und wenn es nicht besser wird dann werde ich mich krankschreiben lassen bis ich fertig bin mit der Therapie auch wenn mir das nicht gut tun würde, weil ich die Arbeit brauche. Meine Kollegin hat die Abmahnung bekommen und sie hat sie mir vor die Füße geworfen mit den Worten "was fällt dir ein du spinnst doch du bist doch ein kleines mieses Kollegenschwein, du Rotzgöre willst mich wohl fertig machen" und sie hat es nicht nur an mir ausgelassen sondern auch an den Patienten. Sie hat mich soweit gebracht das ich vor einer sehr lieben Patientin geweint habe und das heißt viel weil ich mich eigentlich vor Patienten nicht hängen lasse, aber ich konnt einfach nicht mehr. Wenn ich es weiter ausbaden muss dann überlege ich mich auch zu kündigen wenn sie nicht geht einer von uns beiden wird gehen. Dabei ist doch sie das Kollegenschwein, denn wer ist denn so mies und drückt einer Krebskranken einen dummen Spruch nach dem anderen rein, obwohl man während einer Krebstherapie überhaupt nicht arbeiten müsste, aber das ist dann der Dank. Wobei der Chef sehr Angst hat mich zu verlieren, weil ich alles mache sowohl Anmeldung, als Labor, als Aparatemedizin als auch Notfallmedizin (macht keiner sonst in der Praxis alles sondern nur Bereichsweise).

Ach man, warum seit ihr jetzt nicht bei mir und unterstützt mich, nehmt mich in den Arm, lasst mich weinen, baut mich auf und zeigt mir einfach nur das ich nicht allein bin. Ich vermisse euch so schrecklich.

eure kraftlose, verzweifelte und traurige Nicole