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Alt 05.09.2006, 09:24
lebensfroh lebensfroh ist offline
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Standard AW: Mein Vater ist 80 Jahre alt - Diagnose Nierenkrebs!

Hallo Christine,

ich möchte von vornherein darum bitten meinen Beitrag nicht falsch oder sogar irgendwie menschenverachtend zu verstehen, aber ich gehöre trotz (oder gerade deshalb) meiner Erfahrungen zu den "Realisten".

Krebs ist immer eine schlimme Diagnose, egal wen es trifft und wann es einen trifft, denn unter Umständen wird man dazu gezwungen sich ernsthaft mit dem Tot auseinander zu setzen.

Als mein Opa mit 79 an Krebs starb, war es für mich eine ebenso große Katastrophe (bin bei ihm aufgewachsen) wie der Tag, an dem meine Mutter mit 51 Jahren an Krebs verstorben ist. Ich selbst bin mit gerade mal 35 Jahren dieses Jahr an Nierenkrebs erkrankt. Doch ehrlich gesagt, betrachte ich den Krebs meiner Mutter und meinen Krebs als Krankheit. Eine Krankheit, die einem vielleicht das Leben kostet und um dieses sollte man ja kämpfen. Jedenfalls wenn es viel zu früh zu enden scheint.

Aber was ist mit meinem Opa bzw. mit Deinem Vater? Ist Krebs ab einem bestimmten Alter überhaupt noch eine Krankheit, die es unter allen umständen zu heilen gilt? Oder ist es im Endeffekt "eine" schlimme Art aus dem Leben zu scheiden wie tausende andere Krankheiten, die es noch gibt, auch? Noch vor vier Generationen wäre dieses Lebensalter (80) unerreichbar gewesen. Die Menschen sind viel früher gestorben, man wusste nicht mal an was.
Und evtl. nichts zu unternehmen ist für die betroffenen Menschen oft ein leichterer Weg, nur für die Angehörigen ist es kaum zu verkraften. Mich hätte es eher verwundert, wenn die Ärzte sofort eine Maßnahme ergriffen hätten. Eine OP in dieser Größenordnung steckt man nicht so einfach weg. Ich habe jetzt einige ältere Menschen im Krankenhaus erlebt und es ist unglaublich erschreckend wie schnell sie abbauen und eher kränker als gesünder werden. Von Tag zu Tag.
Wenn es dann eines Tages heißen würde "wir können nichts mehr tun", würdest Du das dann einfach hinnehmen und akzeptieren? Niemals! Es ist ja Dein Vater!
Brutal ausgedrückt: Ab welchem Alter mit welcher Krankheit darf Dein Vater sterben? Verzeih mir, meine Härte!

Statistiken sagen, dass gerade mal ca. 4% aller Menschen friedlich einschlafen und nicht an einer nachweißbaren Krankheit sterben.

Als es bei meiner Mutter hieß "wir werden nichts mehr unternehmen", wäre ich dem behandelten Arzt fast an die Gurgel gesprungen. Wären meine Geschwister nicht dabei gewesen hätte ich ihm ernsthaft eine rein gehauen. Aber heute weiß ich, dass er Recht hatte und dass es das Beste war. 6 Stunden nach dieser Aussage war sie tod.

Ich hoffe du verstehst mich richtig, auch wenn ich nicht zu den Menschen im Forum gehöre, die nur Mut machen.
Dir, Deiner Familie und Deinem Vater alles Gute und viel Glück.

Gruß Martin

Geändert von lebensfroh (06.09.2006 um 08:47 Uhr)
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