Thema: Lokalrezidiv
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Alt 13.08.2006, 23:45
viola viola ist offline
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Standard AW: Lokalrezidiv

Hallo Vergissmeinnicht,

ich muss mich allem, was bastl sagt, anschließen: Du unterliegst wirklich einem fatalen Irrtum, wenn Du behauptest, Chemo- und Strahlentherapie würden „keinem helfen“. Es mag sein, dass sie nicht jedem helfen, aber die große Mehrzahl der BK-Patientinnen profitiert davon – bei allen Unannehmlichkeiten, die die Therapien für viele zweifellos mit sich bringen. Das ist wissenschaftlich belegt. Bitte lies die Literatur, die Dir bastl oben genannt hat. Es lohnt sich! Du hast nur ein Leben, und das ist kostbar!

Eines darfs Du nicht vergessen: die allermeisten BK-Patientinnen, die geheilt werden konnten oder schon sehr lange ohne Rückfall leben, schreiben hier nicht. Bei den Meisten, die sich hier austauschen, ist der Krebs entweder ganz neu aufgetreten, oder er ist zur chronischen Krankheit geworden – was aber an sich schon ein Riesenfortschritt bedeutet. Vor noch nicht allzu langer Zeit sind die meisten Frauen recht bald an den Folgen des Brustkrebses (den Metastasen) gestorben, heute ist es genau umgekehrt: die große Mehrzahl überlebt. Vor allem dank neuer Substanzen (z.B. Taxane, Aromatasehemmer, Herceptin etc.) und moderner Früherkennungs- bzw. Nachsorgemethoden (z.B. MRT, PET etc) gelingt es zunehmend, den BK ganz zu heilen oder aber die etventuell auftretenden Metastasen so früh zu erkennen und so effektiv zu behandeln, dass viele Frauen auch mit Metastasen noch sehr lange und bei guter Lebensqualität überleben. Leider habe ich die Statistiken gerade nicht zur Hand, aber es gibt dazu eindrückliche wissenschaftliche Studienergebnisse. Nur ist es halt so, und wird auch immer so bleiben: so eindrücklich die Zahlen auch für ein Kollektiv sind, im Einzelfall erlauben sie niemals eine sichere Prognose. Zu unterschiedlich sind die individuellen gesundheitlichen Vorbedingungen und – das muss auch eingestanden werden – die fachliche Kompetenz der behandelnden Ärzte.

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich Dir nur berichten, dass ich einen entzündlichen BK hatte, der unter den primären, nicht metastasierten Mammakarzinomen die schlechteste Prognose hat. Ich habe mich der Schulmedizin und vor allem hochqualifizierten Fachärzten (Uniklinik, Brustzentrum) anvertraut, wobei ich mir immer jeden Therapieschritt genau erklären und begründen ließ. Bis heute, vier Jahre und vier Monate nach Diagnose, lebe ich ohne Rückfall und bei sehr guter Lebensqualität. Natürlich weiß ich nicht, ob niemals wieder ‚etwas kommt‘, aber weiß man jemals im Leben, ob man die nächsten x y Jahre (gesund) überleben wird? Die vergangenen vier Jahre waren für mich und meine Familie sehr wertvoll, und ich bin sehr dankbar, dass ich sie erleben durfte; ich hoffe und vertraue darauf, dass es noch viele mehr werden. Das Bewusstsein, dass ich alles genützt habe, was die moderne Medizin zu bieten hat und mir und meinen Vertrauensärzten für meinen speziellen Fall vernünftig und erfolgversprechend schien, gibt mir eine große innere Ruhe und Zuversicht.

Aus Deinem Posting geht hervor, dass Du große Angst vor den Nebenwirkungen der Therapie hast. Auch hier kann ich Dir nur aus meiner eigenen Erfahrung berichten. Auch ich hatte panische Angst vor den Nebenwirkungen vor allem der Chemotherapie. Da mir aber von allen befragten Ärzten (und es waren nicht wenige) glaubhaft versichert wurde, dass in der Chemotherapie meine einzige reelle Chance bestand und vor allem auch meine Söhne mich anflehten, sie zu machen, habe ich mich entschlossen, in den sauren Apfel zu beißen. Gleichzeitig habe ich viel darüber gelesen und war entschlossen, die Chemo nicht als Feind, sondern als Helfer und Retter in einer lebensbedrohlichen Situation zu begreifen. Mein Onkologe versprach mir, dass ich die nötige Begleitmedikation erhalten würde, damit ich nicht erbrechen müsse (davor hatte ich nämlich die meisten Angst). Ich musste dann tatsächlich nicht ein einziges Mal erbrechen. Auch die übrigen Nebenwirkungen hielten sich im Rahmen von „Befindlichkeitsstörungen“. Klar, ich habe alle Haare verloren, und das war am Anfang ein Schock. Aber mit der Perücke habe ich mich sehr rasch angefreundet, und nach Therapieende sind die Haare sehr schnell wieder nachgewachsen.

Nur Mut, Vergissmeinnicht! Du packst das, wie es so viele von uns hier gepackt haben. Wenn Du erst mal drin steckst, ist es viel weniger schlimm als Du es Dir jetzt ‚von außen‘ vorstellst.
Alles Liebe
viola
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