Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 16.07.2006, 11:35
Gisela45 Gisela45 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 16.07.2006
Beiträge: 9
Standard unendliche Trauer

am 31.01.2006 ging mein Vater wegen plötzlicher Druckbeschwerden hinter dem Brustbein zum Arzt. Dieser schickte ihn am gleichen Tag zur Magenspiegelung. am 01.02.2006 dann die Diagnose: Speiseröhrenkrebs im distalen Drittel. Mich hat der Schlag getroffen, gehörte er doch nie zur Risikogruppe, er hat nie geraucht, wenig Alkohol getrunken und, so meine ich, er hat sich auch gesund ernährt. Im Klinikum Großhadern wude dann dass Staging gemacht. Stadium Tp3/4 N+ M0. Keine Fernmetastasen nachweisbar.
Zu allen Untersuchungen habe ich meinen Vater begleitet, so war ich auch dabei, wie der Arzt dass weitere Vorgehen mitteilte: Wir machen jetzt eine Chemo, so ca. 4 Zyklen (damit der Tumor kleiner wird) danach OP. Auf meine Frage wie denn die Aussichten sind kam nur: wir streben eine komplette Heilung an. Ihr Vater (75) wird danach völlig gesund sein. Mir verschlug es die Sprache ( bin selber 2001 an Krebs erkrankt und habe mich intensiv mit Krebserkrankungen auseinandergesetzt). Da mein Vater neben mir saß, habe ich mir alle weiteren Kommentare verkniffen. Papa war so voller Hoffnung, seine Augen haben geleuchtet, er war voller Vertrauen. Mitte Februar ging dann die Chemo los, diese hat er bestens vertragen.. er hat sogar einige Kilos zugenommen. Am 22.04. 2006 dann die OP....nach 5 Tagen Intensivstation durfte er dann auf sein normales Zimmer. Doch sein Zustand verschlechterte sich von Tag zu Tag. Mit Mühe konnte er noch sprechen. Meine Mutter und ich waren rund um die Uhr bei ihm. Am 12.Tag wurde er wieder in die Intensivstation verlegt. Nach 10 Tagen künstlichen Koma wurde er "erweckt". Er konnte nicht mehr sprechen, sich nicht mehr bewegen. Aus jeder Körperöffnung ein anderer Schlauch. Ich versuchte ihm Mut zu machen, meine Tränen habe ich nicht gezeigt. So gern wollte er uns etwas sagen und konnte nicht ,auch zum schreiben war er zu schwach. Täglich diese verzweifelten Augen.....dieser körperliche Zerfall.....Konchen mit Haut überspannt.Dann Komplikationen, Lungenentzündung, weil Nahrung über die Sonde in die Lunge gelangte. Nähte gingen auf, also wurde ein Stent gesetzt, der nach 4 Tagen wieder entfernt wurde. Danach hat man Schwämme eingesetz, die alle drei Tage erneuert wurden. Dann dieser traurige Tag, als ich meine Mutter sah, wie sie meinen Vater im Arm hielt wie ein kleines Kind und beide haben so fürchterlich geweint....Nun jetzt am Samstag, den 15.07.2006 um 1.40 Uhr hat ein aufs schlimmste geschundener Mensch seinen Frieden gefunden. Alle Geräte wurden abgeschaltet und endlich war Ruhe...
Jede Therapie sollte sorgfältig gewählt werden.... in diesem Fall hätte man niemals eine OP durchführen dürfen, dann hätte er zumindest den Rest seines Lebens in Würde und vor allem zu Hause verbringen dürfen. Dies war übrigens die erste und gleichzeitig seine letzte Krankheit.
ich wünsche allen in ähnlicher Situation viel viel Kraft...und Gottes Segen.
gisela
Mit Zitat antworten