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Alt 03.07.2006, 18:47
the Schwalbs the Schwalbs ist offline
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Beiträge: 6
Standard AW: gekämpf, gehofft und doch verloren....

Zitat:
Zitat von tharau
Liebe Sabine,

nicht ohne Traurigkeit habe ich deinen thread gelesen,
ich habe so manche Parallele gesehen zu dem Leidensweg
meines Mannes.

Er starb am 20. dezember 2005 an Lungenkrebs. Am Tag vorher
sprachen wir mit der Ärztin über Krankenhaus-Entlassung noch vor
Weihnachten, er fühlte sich kräftig genug.
Am frühen Morgen kam der Telefonanruf: "Können Sie gleich kommen?"
Ich war bei ihm, als er gegangen ist.

Sabine, ich habe gemerkt, daß keiner, der es nicht selbst erlebt hat,
verstehen kann, was in dir oder in mir oder in anderen Hinterbliebenen
vor sich geht. Wir verstehen es ja selbst kaum.
Viele fragen:" Wie gehts dir?"
Wie soll man diese Gefühlsschwankungen beschreiben?
Du denkst, heute ist ein ganz guter Tag, und plötzlich überfällt es dich-
jemand hat es das "Trauertier" genannt. Und genau so plötzlich
kann es manchmal auch wieder weg sein.

Ich habe 2 Kinder, 12 und 16 Jahre alt, beide in der Pubertät.
Ich bin froh und glücklich, daß ich sie habe, ich kann mich nicht
ganz in der Trauer vergraben.
Andererseits habe ich oft das Gefühl, diesen ja ganz normalen
Machtkämpfen momentan nicht gewachsen zu sein.
Dann wünsche ich mir, meine Trauer mehr ausleben zu können.
Geht es dir auch so?

Ich gehe auch ab und zu aus, so wie du, habe das gleiche
schlechte Gewissen, aber ich weiß auch, daß unser Leben doch
weitergehen muß.
Mein Berthold war immer ein geselliger Mensch, und ich denke nicht,
daß er sich eine nur noch traurige Familie wünscht.
Dafür hat er doch nicht gelebt.

Auch dein Mann würde sicher nicht wollen, daß seine Familie
jetzt nur noch traurig ist.

Trotzdem wünscht man sich seine Lieben zurück, ich verstehe dich
sehr gut.
Ich wünsche dir viel Kraft.

Liebe Grüße

Ulrike

Hallo Ulrike,

hat etwas lang gedauert mit einer Antwort auf Deine netten Zeilen. Habe gerade eine schwere Zeit hinter mir. War der erste Geburtstag meines Mannes ohne ihn. Zu allem Elend hatte meine Tochter Christina an genau diesem Tag auch noch ihre Schulentlassfeier. Wir wussten nicht sollen wir lachen oder weinen. Wir haben dann beides getan. Meine beste Freundin, die zufällig auch Ulrike heißt, war mir an diesem Tag eine große Stütze. Ich habe das Glück, dass alle unsere liebsten Freunde noch immer an meiner Seite stehen. So habe ich immer jemanden der mir hilft oder einfach nur da ist für mich.

Ich wünsche Dir, dass es Dir ebenso ergeht. Denn jetzt weiss man erst was es heißt gute Freunde zu haben.

Aber trotz Freunde habe ich Schwierigkeiten öfter was zu unternehmen. Ich bin am liebsten zu Hause. Es tut so weh, wenn ich "intakte" Familien erlebe. Damit kann ich noch sehr schlecht umgehen.

Diese Woche wird auch wieder sehr schwierig werden. Da ist am Wochenende unsere Kerwe. Da haben Klaus Peter und ich seit 20 Jahren immer unseren Dienst versehen. Außerdem liege ich genau zwischen den beiden Weingütern wo dieses Fest gefeiert wird. Aber abhauen kommt nicht in Frage, sonst muss ich mich nächstes Jahr dem ganzen stellen. Also Augen zu und durch!?!?!?!

Du hast sehr richtig geschrieben, keiner kann genau nachfühlen wie uns zumute ist. Nur wir verstehen uns auch ohne große Worte. Deshalb vertraue ich auf das was ich in meiner Kur gelernt habe: "Unterschätze nicht die Macht der Gedanken!". Deshalb ich bin in Gedanken bei Dir und vielleicht können wir uns noch öfter austauschen. Würde mich freuen.

Bis bald Sabine
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