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Alt 03.07.2006, 10:47
shalom shalom ist offline
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Registriert seit: 25.08.2005
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Beiträge: 221
Standard AW: Rippenfellkrebs

Hallo Bilja,

zunächst einmal wünsche ich Euch viel Kraft für die kommende Zeit.

Leider gibt es für diese tückische Krankheit noch kaum eine erfolgversprechende Heilung.

Angst, Verzweiflung, Wut und viele Fragen sind wohl bei allen da, die die Information einer solchen Diagnose erhalten. Wenn ein wenig mehr Ruhe einkehrt, versuche denkbare Schritte zu überlegen:

- Haben wir eine gute örtliche medizinische Betreuung ?
- Werden wir als Laien über den medizinischen Ablauf verständlich informiert ?
- Sollten wir uns eine unabhängige zweite medizinische Meinung einholen ?
- Gibt es einen guten Informationsaustausch Patient / Arzt ?
- Was möchte der Patient und wie sieht er selbst seine Lage ?

Es hängt sehr viel vom Patient selber ab, wie er die ihm verbleibende Zeit nutzen möchte:

- mit/ohne Operation
- mit/ohne Chemos
- nur palliative (schmerzlindernde) Behandlung

Ihr könnt sehr viel tun:

- Steht ihm als liebevolle Familie zur Seite
- Hört zu, was er möchte und was er nicht möchte
- Wenn er möchte, sprecht über seine und eure Ängste und Hoffnungen
- Erfüllt (wenn es denn geht) seine kleinen und grossen Wünsche

- Besprecht mit dem Hausarzt bzw. dem sozialen Dienst der Klinik Betreuung und Pflege (z.B. ambulante Dienste ordern, Pflegestufe beantragen, usw.)

Operative Heilung ist leider beim Mesotheliom (Rippenfellkrebs als Primärtumor) nur im Anfangsstadium möglich. Chemos können lebensverlängernd sein, sind jedoch körperlich sehr belastend.

Unter diesen beiden Gesichtpunkten ist vielleicht sehr wichtig, dass der PATIENT die Entscheidung behält, die ihm verbleibende Lebensqualität so lange wie möglich noch selbst bestimmen zu können.

Bitte nicht die Ärzte mißverstehen: Ärztliche Aufgabe ist es, Krankheiten ggf. durch Operationen auf den Grund zu gehen, Schlüsse daraus zu ziehen und ggf. Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Sie sollten den Betroffenen die Vor- und Nachteile, die Chancen usw. verständlich übermitteln können.
Ärzte sind jedoch keine Wunderheiler und auch nicht in jedem Fall psychologisch einfühlsam, weil einfach auf diesem "Seelengebiet" überfordert.

Wenn es Euch gelingt, ein vertrauensvolles Miteinander Patient- Angehörige - Onkologen -Hausarzt zu schaffen, läßt sich manches deutlich besser bewältigen.

Ich habe hier als engagierter Laie gesprochen, der seine Frau im Jahr 2000 durch diese heimtückische Krankheit verloren hat.

An Spezialkliniken kann man nennen:

http://www.thoraxklinik-heidelberg.de (Uni Heidelberg)
http://www.bergmannsheil.de/ (Uni Bochum)



Mit lieben Grüßen und gebt die Hoffnung nicht auf

Shalom
__________________
Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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