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Alt 29.06.2006, 15:46
Josho Kansai Josho Kansai ist offline
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Standard AW: Ärzte und Kommunikation

Hallo Renate,

ich kann gut verstehen, dass du down bist. Aber nach meiner eigenen Erfahrung passieren solche Kommunikationspannen am laufenden Band; ich könnte Arien darüber singen ("do re mi fa so la ti do"). Von nichterklärten, ja nicht einmal mitgeteilten Befunden wie bei dir über FALSCHE Befunde auf Überweisungsscheinen bis zu - ich sag's mal vorsichtig - Abstimmungsproblemen zwischen den einzelnen Ärzten.
Ein aktuelles Beispiel: Heute vor meiner letzten Chemo wurde ich mit der Mitteilung beglückt, dass ich wieder Herceptin und Xeloda bekommen soll. Beide Medikamente waren wegen Herzstörungen von meinem Onko schon vor Wochen abgesetzt worden. Angeblich hatte er aber die Neuansetzung gebilligt. Dummerweise waren weder er noch die Betreuerin vom Studienbüro da. Letztere hatte die Neuansetzung initiiert. Die Arzthelferinnen fragten dann den diensthabenden Prof., und der entschied nach Aktenlage: Xeloda ja, Herceptin dauerhaft nein. Damit war ich einverstanden. Es entspricht den Befunden und meinem eigenen Erleben.
Was ich, liebe Renate, in diesem und in ähnlichen Fällen zu tun versuche: Ich schiebe es weg, sobald ich mir darüber klar geworden bin, was passiert ist. Und ich versuche zweitens, zu sortieren. Da ist einmal der Befund, mit dem man sich objektiv beschäftigen und den man verarbeiten muss. In meinem Fall "dauerhafte Herzbeschwerden", in deinem "geringe Tumorregression". Zum anderen sind da die Kommunikationspannen (wieder vorsichtig ausgedrückt), von denen man weiß, sie werden auf unserem Rücken ausgetragen und können schlimme Folgen haben. Das hake ich so schnell wie möglich ab! Wenn ich es lange mit mir herumtragen würde, dann würde ich ja verrückt und völlig verbittert werden. Und das wäre weder für meine Heilung noch für meine Lebensqualität im geringsten förderlich.
Etwas anderes wäre ein richtiger Kunstfehler oder ein konkret eingetretener Schaden. Dann würde ich je nach Sachlage schon über rechtliche Schritte nachdenken. Aber alles, was vorher abgebogen wird, buche ich unter "menschliches Versagen" und "noch mal gutgegangen". Denn man muss ja auch sehen, dass sich solche Dinge in den allermeisten Fällen doch noch aufklären, bevor man unterm Messer liegt oder die falsche Infusion kriegt. Zum Glück reden die meisten Beteiligten ja mit uns, auch wenn es nicht immer auf die geschickteste Art und Weise geschieht.
Liebe Renate, ich wünsche dir alles, alles Gute, und dass du dir deine Tapferkeit bewahrst! Es gibt sicher noch viele Therapiemöglichkeiten für uns beide, und den weiteren Verlauf kann niemand vorhersagen!



Liebe Grüße


Ruth
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