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Alt 04.02.2003, 20:01
Gast
 
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Standard Mein schwerster Gang für diese Krankheit

Hallo Tanja,
ich bin nicht so oft im Forum,deswegen erst jetzt meine Antwort. Deine Frage, wie lange meine Mama krank war, kann ich gar nicht so einfach beantworten. Sie hatte jahrelang immer kleine Wehwehchen, hat es ab und zu erwähnt, aber immer sehr klein gehalten, also nie Panik gemacht. Es waren dann normale Kopfschmerzen, mal Magenschmerzen, aber auf meine Hinweise, geh doch mal zum Arzt, wollte sie nicht reagieren. Sie war sehr stolz. Ich hab was, aber ich sag ja nichts. Im nachhinein vermuten wir, daß sie in den letzten ein bis zwei Jahren sehr abgebaut hatte, aber es fiel niemandem wirklich auf, weil auch familiär immer viele Belastungen da waren. Und da sie sich von Haus aus immer alles sehr zu Herzen nahm, war es nicht im geringsten anzunehmen, daß sie ernsthaft krank war. Jedenfalls hat sie bei näherem Nachfragen fast immer gesagt: naja, so schlimm ist es auch nicht. Im Nachhinein mag ich gar nicht dran denken, wie sehr sie gelitten haben muß.

Sie kam letztes Jahr genau einen Tag nach Ostern ins Krankenhaus, weil ihre Haut ganz gelb war und mein Vater sie deswegen überredet konnte, zum Arzt zu gehen. Der hat sie sofort ins Krankenhaus geschickt, sodaß sie nicht mal mehr die Möglichkeit hatte, noch einmal nach Hause zu kommen. Am Anfang hatte keiner auch nur den Verdacht auf Krebs. Im Krankenhaus haben sie sie auf den Kopf gestellt. Ich war damals ziemlich genervt von den Ärzten, jetzt weiß ich, daß sie sie systematisch auf den Krebs untersucht haben.

Letztendlich hat sie nicht mehr viel Zeit gehabt, denn sie ist noch im Krankenhaus gestorben, und das nur sieben Wochen, nachdem sie vom Arzt aus direkt dort hingeschickt wurde. Der Tumor war schon so weit fortgeschritten, daß sie ihn nicht mehr operativ entfernen konnten, es waren schon Streuungen vorhanden und Leber, Lunge, Magen und ein Teil des Darms waren schon angegriffen.

Für uns alle war es eine harte Zeit, ganz besonders für sie, denn sie wollte es nicht akzeptieren und wollte wieder nach Hause, wollte mit ihren Enkeln spielen und mit meinem Vater zusammen sein. Ich habe mir in der Zeit so oft gewünscht, daß wir sie nach Hause holen, damit sie noch einmal in ihren Garten kann, aber sie hatte nicht mehr die Kraft dafür.

Ich kann Dir nur eins mit auf den Weg geben. Nicht jede Krankheit verläuft gleich und ich weiß, daß meine Mutter sehr stolz auf meinen Daddy und mich war, daß wir noch so eine intensive Zeit hatten, die im übrigen nicht erst dort enstanden ist. Ich habe zu meinen Eltern immer eine sehr enge, gefühlvolle Verbindung gehabt.

Tu Dir selbst und Deiner Mutter den Gefallen: Mach ihr Hoffnung, gib ihr Zuversicht und Kraft. Es hilft niemandem, den Teufel an die Wand zu malen. Diese Kraft ist oft die einzige Stütze, die die Patienten haben. Gib die Hoffnung nicht auf und sag Deiner Mutter, daß Du für sie da bist...und wenn Dir nach Weinen ist, dann verkneif es Dir nicht in Ihrer Gegenwart, rede mit ihr, wenn sie reden will und sag ihr auch, daß du Angst hast, die hat sie auch und so könnt ihr darüber reden.

Ich wünsch Dir viel Mut, die nächste Zeit durchzustehen.

Hope
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