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Alt 23.05.2006, 01:24
nessie nessie ist offline
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Standard AW: Meine Mutter hat krebs

Lieber Thomas,
sehr gut kann ich nachvollziehen, was in dir vorgeht. Du kannst eigentlich nur danebenstehen und da sein. So wie ich auch. Die Chemo umzustellen war denke ich richtig. Wie sie wirkt, steht leider in den Sternen. So wie auch der weitere Verlauf in den Sternen steht.
Ihr dürft nur nicht die Hoffnung verlieren. Ich denke, dass ein Anstieg des Tumormarkers nur deutlich macht, wie unwahrscheinlich eine OP in nächster Zukunft sein wird. Bzw. ob sie überhaupt jemals möglich sein wird.
Ich habe es immer als Problem emfunden, dass mein Vater der Ansicht war, er könne sein Leben lang Chemo bekommen. Das ist leider definitiv nicht der Fall. Es ist sicher von Mensch zu Mensch unterschiedlich, wie lange man Chemo bekommen kann, aber mein Vater hat sie schon sehr sehr lange bekommen.
Auf der anderen Seite hat er nur durch die Chemo Lebenswillen gehabt und ich habe mich nicht getraut zu sagen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis keine _Chemo mehr gemacht werden kann, weil einfach das Blutbild kaputt ist, oder eine Chemo einfach keinerlei Wirkung, sondern nur noch Nebenwirkungen hat.
Für meinen Papa war es sicher auch besser so, denn er hatte nie die Chance auf OP.
50/50 ist echt ein riesen Risiko. Will man dieses Risiko eingehen, wo es deiner Mutter doch noch gut geht. Mit dem Gedanken die OP könne schiefgehen und sie verlieren ? Oder die OP alleine reichte nicht und es treten woanders Metastasen auf ? Da kann die Psyche noch so sehr angegriffen sein, wie soll man denn da eine Entscheidung treffen ?
Egal was man tut, die Wahrscheinlichkeit, dass diese Entscheidung falsch sein könnte ist riesig !!!
Wir in unserer Vogelperspektive sind doch eigentlich gar nicht in der Lage die richtige Entscheidung zu treffen. Selbst die Ärzte können es in diesem Fall nicht. Woher sollen wir es denn können ? Wir können doch nur darauf vertrauen, dass die Ärzte alles tun, was in ihrer Macht steht. Und vielleicht auch darauf Vertrauen und nicht alles in Frage zu stellen. Man kann sich Sicherheit durch ein Zweitgutachten einholen und dann sind wir auch ein Stück weit sicherer, aber wir können unsere Angehörigen dazu nicht zwingen. Wenn sie das nicht wollen, müssen wir es respektieren und Vertrauen haben.
Ich wünsche dir viel viel Kraft und nur richtige Entscheidungen.

Lieben Gruß Nessie
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