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Alt 13.05.2006, 10:27
Anna Blume Anna Blume ist offline
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Standard AW: Psychoonkologie

Hallo zusammen!

Ich gehe zusammen mit meinem Mann und meiner Schwester in eine Angehörigengruppe, die von der hiesigen Krebsberatungsstelle angeboten wird, einmal monatlich stattfindet und völlig kostenlos ist. Die Gruppe wird von einer Psychologin geleitet, die wunderbar warmherzig und einfühlsam ist und ein wirklich gutes Händchen für Gesprächsführung hat. Oder wie Michael es oben ausdrückte: Die Chemie stimmt.

Die Gespräche in der Gruppe waren immer sehr bewegend und aufwühlend, aber sie entlasten auch ungemein. Die Gruppe gibt uns einen "Raum" (wie ich es gerne nenne) oder ein "Forum" (wie meine Schwester dazu sagt), um über die Situation reden zu können, von ganz praktischen Dingen bis hin zu den Problemen schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung meiner Schwester und meiner Ma. Und das offene Gespräch mit anderen Betroffenen ist schon in sich eine entlastende und seelenberuhigende Erfahrung.

Meine Ma (sie wird diesen Sommer achtzig) hatte einen Lungentumor, der ihr letzten Sommer herausoperiert wurde. Leider sind auch bei ihr nach ein paar Monaten Metastasen aufgetaucht, lokal in der Lunge, außerdem diverse befallene Lymphknoten und jetzt zuletzt eine singuläre Hirnmetastase, die uns allen einen großen Schrecken eingejagt hat. Die Hirnmetastase wurde letzte Woche stereotaktisch bestrahlt - nach einer ziemlich nervenzehrenden Hängepartie von einer Woche, weil das Gerät einen Defekt hatte und erst repariert werden musste.

Die letzten Wochen seit der Diagnose waren wirklich anstrengend. Wir hatten neben der Bestrahlung noch eine ganze Reihe weiterer Termine, das Erstgespräch mit dem neuen Hausarzt, das Kennenlernen meiner Mutter mit den Damen vom Hospizverein, ein weiterer Termnin bei Mamas Naturheilkunde-Onkologin. Ich begleite sie immer zu möglichst allen Terminen. Daneben habe ich mir viele Gedanken um die Zukunft gemacht, habe mich über Pflege informiert, habe auch viel über medizinischen Artikeln und dem guten alten Psycherembel gebrütet. Ein ganzer Strauß von Aktivitäten - meine Art mit der inneren Unruhe, Angst und Hilflosigkeit fertig zu werden. Am Ende hat mir mein Mann die Lektüre eines Romans verordnet ;-). Ich spüre, wie müde ich bin und wie sehr diese Krankheit auch an mir zehrt.

Michael, magst Du mal etwas darüber schreiben, wie die Treffen mit eurer Psychoonkologin ablaufen? Du gehst dort zusammen mit Deiner Mutter hin? Übernimmt die Krankenkasse die Kosten, auch für Dich?

Ich fände es auch sehr gut, wenn Mama ein wenig psychologische Unterstützung bekäme. Sie wirkt in letzter Zeit so angegriffen von ihren Ängsten. Schon immer waren zwei ihrer größten Ängste Luftmangel/Ersticken und der Verlust ihrer geistigen Fähigkeiten/Demenz. Das passt jetzt natürlich wie die Faust aufs Auge und hat so etwas bitter-ironisches, wie halt nur das echte Leben sein kann ... Die beiden Ärzte, bei denen wir letzte Woche waren und auch die Damen vom Hospizverein sind, zu meiner positiven Überraschung, allesamt ganz aktiv auf diese Ängste eingegangen. Aber eine Psychologin könnte da sicher noch zielgerichteter helfen, denke ich mir. Nur glaube ich nicht, dass meine Ma von der Idee so übermäßig begeistert wäre. Sie führt ein sehr aktives Leben und hat jetzt schon zu viel um die Ohren und zu wenig Zeit. Aber im Hinterkopf werde ich diese Möglichkeit auf jeden Fall behalten.

Liebe Grüße von conni aka Anna Blume
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