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Alt 27.04.2006, 01:06
Norma Norma ist offline
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Registriert seit: 06.11.2005
Beiträge: 1.157
Standard AW: Kann nimmer ! BK und nun mein Mann tot

Liebe Marion,

ich nehm dich jetzt mal virtuell in die Arme und halte dich ganz fest!
(((((((((Marion))))))))

Du hast den langen Kampf um deinen Mann verloren und das schmerzt, egal, was die anderen nun sagen. Es gab ja bestimmt auch anfangs gute Zeiten mit ihm, sonst hättest du ihn ja nicht geheiratet, nicht wahr?

Dass sich die Ehe dann so negativ entwickelte, konntest du ja auch nicht ahnen.
Und dass Tabletten- und Alkoholsucht Krankheiten sind, weißt du als Arzthelferin ja auch.
Aber Menschen mit so schlimmen Krankheiten müssen zur Hilfe bereit sein und das war dein Mann leider nicht.
Und wenn der Entzug nicht so schwer wäre, würden viel mehr Menschen durchhalten und nicht wieder rückfällig werden.

Die Gene...ja klar, die spielen auch eine große Rolle.
Aber diese Erkenntnis hilft weder dir noch dem Kranken.

Dass Abhängige sehr oft bereits in jungen Jahren versterben, ist leider eine Tatsache. Aber auch dieses Wissen bringt Abhängige nicht dazu, von ihrem Laster zu lassen.

Und ich persönlich habe den allergrößten Respekt vor dir, vor deinem jahrelangen Kampf, vor deiner riesengroßen Kraft (auch wenn du teilweise mal eine Auszeit genommen hast) und deinem unbeschreiblichen Durchhaltevermögen.

Ich kann nur erahnen, was es bedeutet, wenn jemand, den man im Grunde genommen ja immer noch mag, mit Beteuerungen nur so um sich schmeißt (kommt doch wieder zurück, ich ändere mich auch) und dann nach wenigen Tagen wieder zum Alltagstrott zurückkehrt und das immer und immer wieder.

So ein Verhalten tötet auf Dauer jede Liebe, auch die dauerhafteste...

Und doch glaube ich, dass die Beteuerungen deines Mannes ehrlich gemeint waren. Im Augenblick des Gesprächs war er bestimmt bereit, sich zu ändern.
Aber seine Sucht war zu groß; sie beherrschte ihn rund um die Uhr und vernichtete alle seine Vorsätze.
Er war gefangen, für immer gefangen in seiner Sucht.

Wer krank ist, braucht Hilfe, aber er muss diese Hilfe auch zulassen, muss sich an Spielregeln halten (die der Arzt vorgibt) und muss zu Veränderungen in seinem Leben bereit sein.
DU alleine hattest da überhaupt keine Chance, für mich sogar von Anfang an keine Chance.

Es ist leider so, dass nahe Angehörige oftmals ihre gesamten Kräfte für so einen aussichtslosen Kampf opfern; sich dabei sogar selbst vergessen und manchmal auch vor Verzweiflung krank werden.

"In guten wie in schlechten Zeiten"....das ist ein Schwur, den ich auch geleistet habe.

Ich glaube aber nicht, dass eine Frau, die mit einem Süchtigen verheiratet ist, nur von "schlechten Zeiten" reden kann.
Schlechte Zeiten sind vorübergehend, dann folgen auch wieder gute.

Ein Süchtiger kann aber keine guten Zeiten mehr haben und geben, wenn er sich nicht helfen lassen will.

Du, liebe Marion, hast alles gegeben und alles getan.

Eingegriffen hat dann (für mich) der liebe Gott, indem er den Süchtigen zu sich rief und dir dadurch die Möglichkeit gibt, wieder an dich denken zu können und ein neues, ein anderes Leben zu beginnen.

Das Helfersyndrom, liebe Marion, ist ja keine schlechte Eigenschaft.
Im richtigen Moment an der richtigen Stelle ist es sogar mehr als wünschenswert!
Erst dann, wenn das Helfersyndrom die eigene Gesundheit und das eigene Leben ruiniert, ist es eine Gefahr.

Lass dir Zeit, liebe Marion, lass dir Zeit für deine Trauer (die trotz allem ja da ist), lass dir Zeit für alles, was jetzt kommt.

Regele deine Finanzen (da gibt es sicherlich einen Weg; notfalls über die Erbausschlagung) und suche dir eine kleine neue Wohnung.
Richte sie dir nach deinem Geschmack ein (Ebay kann da wahre Wunder bewirken) und gönne deiner gequälten Seele viel Ruhe.
Erst, wenn Körper und Seele im Einklang stehen, wird der Mensch gesund!

Und nun zünde ich zwei Kerzen an...eine für deinen verstorbenen Mann (möge seine Seele in Frieden ruhen) und die zweite für dich!

Norma, mit drogen- und alkoholsüchtigem Schwager (2005 mit 39 J.gestorben)
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