Ein liebes Hallo in den Norden
Na, noch niemand da? Zu viel Arbeit - und doch hoffentlich nicht Grippe?
Ich muss dringend meinen Samstag "auskotzen", ich lege einfach mal los:
Also, da war um 9 h dieser Gottesdienst - den wir bei uns in der Schweiz den Dreissigsten nennen. Ein normaler GD, aber die Verstorbenene von vor 30 Tagen und von vor einem Jahr werden namentlich erwähnt. Es kommen nur allerengste Freunde und Verwandte, oder die, die es nicht zur Beerdigung geschafft haben - aber natürlich ganz sicher die Familie. Wie bereits am Freitag hier erzählt, glänzte also meine Schwägerin mit den Kindern wirklich mit Abwesenheit. Ich ging schon mit Magenschmerzen an den GD, seit Freitag mittag (als ihr entsprechendes Mail kam) hatte ich Magenschmerzen. Als ich bei der Kommunion sah, dass sogar Mamas Nachbarn mit 6jähriger Tochter gekommen waren, weinte es mit mir los -und hörte für 2 Stunden nicht mehr auf. Auch beim anschl. Kaffee trinken weinte ich unaufhaltsam leise vor mich hin. Dies "schützte" mich wohl auch davor, mit meinem Bruder reden zu müssen, der rechts von mir sass. Ich hätte nicht gewusst, was sagen. Er offenbar auch nicht, er sass betreten da und redete auch fast nichts.
Nachher gingen wir zu den Autos, um den 20min Weg zum Friedhof zu machen. Mama zu ihrem, ich zu meinem, mein Bruder zu seinem. Er kündigte noch an, noch eine Semmel kaufen zu wollen. Am Friedhof warteten Mama und ich sicher schon 15 Min und dachten, er sei in einen Stau gekommen. Oh Wunder! Er tauchte MIT Familie auf, er hat sie spontan daheim abgeholt und mitgebracht. Na, mit meiner Schwägerin redete ich auch nichts, nur Hallo und Tschüss. Mit den Buben schon, die sind mir ganz fest wichtig. Habe mit dem Gossen sogar einen Termin abgemacht, um mit Opa was fürs Grab zu basteln.
Sie gingen dann bald mal wieder -und ich ging mit Mama noch Mittagessen. Nicht mal für DAS nahmen sie sich Zeit. Ich bin sowas von empört, traurig, verletzt. Da helfen alle tröstenden Worte nichts. Ich KANN es nicht ändern - aber ich kann es auch nicht akteptieren.
Meine Mama meinte noch, was soll ich von einer Frau erwarten, die mir am Grab sagt: "Oh, wer hat denn all die Blumen gebracht?" und als sie antwortete "Ich und Yvonne" sagte sie: "Mein Vater zahlt 300 Franken im Jahr für die Grabpflege meiner Mutter. Das kommt ja viel billiger, als wenn ihr immer selber neue Pflanzen und Blumen kauft!" Mama hat ihr nur geantwortet, dass es uns ja eine Freude und es uns wichtig ist, SELBER das Grab zu verschönern...
Tja, Sa abend war ich dann bei guten Freunden eingeladen. Hatte aber immer noch so Magenweh, dass ich kaum was ass. Auch dort weinte ich noch ein paar Mal ganz fest, aber DORT war ich getragen und umsorgt! Freunde halt - die sucht man sich aus. Schwägerinnen nicht.
Gestern war dafür ein supersonniger Tag, herrlich warm, Mama und ich waren bei anderen guten Freunden zum ausgedehnten Frühstücken eingeladen und spazierten später lange am See, einfach schön...
Ich hoffe, ich kann von dieser Sonne etwas in die neue Woche hineinnehmen - gestern abend war nochmals eine Wand Traurigkeit da, ich habe so das Gefühl, die Tatsache, dass Papa TOT ist, senkt sich so langsam in tiefere Schichten des Bewusstseins, es tut weh
Aber ich bin ein Stehauffrauchen, nehme jeden Tag neu für sich, heute gehts ganz gut, und morgen, ja morgen, erlebe ich eine grosse Freude. Seit 20 Jahren bin ich Depeche Mode Fan und morgen gehe ich auf ihr Konzert! ICh freue mich sehr darauf und noch mehr freue ich mich, dass ich mich überhaupt auf was freuen kann! Meine innere Sonne scheint nach wie vor, das spüre ich gut, nur ist sie derzeit halt feste bewölkt.
Ich wünsche Euch einen guten Wochenstart in eine neue Woche, die mehr Sonnenschein als Tränen bereit hält
Beste Grüsse, Yvonne