Einzelnen Beitrag anzeigen
  #10  
Alt 27.01.2006, 17:21
Benutzerbild von Rubbelmaus
Rubbelmaus Rubbelmaus ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 07.12.2004
Ort: Schönste Stadt am Rhein
Beiträge: 1.720
Standard AW: Sie bekam nicht mal den Hauch einer Chance, dagegen zu kämpfen

Hallo Magast,

ich bin zwar ein wesentlich älteres Semester als ihr hier im Forum seid, aber trotzdem habe ich hier mitgelesen.

Das es deiner Mum so schlecht geht tut mir sehr leid! Vielleicht kann ich dir mit meiner Erfahrung etwas dabei helfen, mit dieser Situation klar zu kommen.

Seit 2000 bin ich selbst am BK erkrankt. Meine Mutter starb am 5.10.2002 nach ihrem 3. Schlaganfall. Tagelang vorher hat sie schon mit ihrer verstorbenen Patentante gesprochen. Auch ich habe deren Anwsenheit deutlich gespürt. Als es dann so weit war, dass sie heimgehen durfte war ich bei ihr. Es war für mich eine völlig neue Erfahrung, die mir aber die Angst vor dem Sterben genommen hat. Ich habe bei ihr gesessen, habe sich streicheln können. Habe ihr ihre Lieblingslieder vorgesungen und ihr gedankt, dass sie so eine gute Mutter war/ist. Habe ihr Geschichten der Erinnerung aus unserem gemeinsamen Leben erzählt und viele schöne Begebenheiten geschildert. Ob du es glaubst oder nicht, mit Sicherheit hat sie alles gehört und sich darüber gefreut. Ich habe es ganz deutlich gespürt. Ich konnte es an der Atmung feststellen. Sobald ich mich nur einige Schritte von ihrem Bett entfernte oder nichts sagte, wurde ihre Atmung sofort hektisch und sie wurde ganz nervös. Als es dann so weit war, habe ich sie in den Arm genommen, mich bei ihr bedankt und sie los gelassen. Ich habe deutlich gespürt, dass sie sofort von jemanden "drüben" in Empfang genommen wurde. Ich war nicht traurig, sondern nur glücklich, dass ich in diesen letzten und kostbaren Stunden bei ihr sein durfte. Ich habe eigentlich nie um sie getrauert, weil ich weiss, dass alles gesagt wurde und wir uns sowieso einmal wieder sehen werden.

7 Monate vorher, im März 2002, ist unser Sohn ganz plötzlich verstorben. Er lebte in Berlin und wir haben uns über 6 Monate vorher das letzte Mal gesehen. Darüber werde ich niemals hingweg kommen. Meine Trauer ist nicht weniger geworden in den Jahren, sondern ich habe nur langsam gelernt ihn los zu lassen und damit zu leben. Bei ihm ist nicht nur der plötzliche Weggang, sondern ist sind so viele Sachen, die ungesagt geblieben sind. Nichts was offen war, konnte geklärt werden. Ich konnte ihm nicht mehr sagen wie sehr ich ihn lieb habe. Das ist es, was ich so schlecht verkraften kann!

Warum ich das alles schreibe? Bitte, wenn es irgendwie möglich ist, bleibt bei ihr und steht ihr zur Seite. Es ist für deine Mutter besser und für euch. Ihr könnt mit den Tod dann ganz anders umgehen und für eure Mutter wird das Heimgehen leichter. Ich habe seitdem keine Angst mehr vor dem Tod, nur vor Schmerzen und Siechtum davor. Wir haben übrigens seitdem eine Notarielle Patientenverfügung.

Ich wünsche euch viel Kraft
Rubbelmaus

Geändert von Rubbelmaus (27.01.2006 um 17:25 Uhr)
Mit Zitat antworten