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Alt 29.11.2005, 10:09
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Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Standard AW: Die neue Zeitrechnung

Hallo Ihr,

mein Vater ist am 13. Juni 2004 eingeschlafen.

Letztes Jahr um diese Zeit ging es mir sehr schlecht. Das erste mal mein Geburtstag im November ohne ihn. Weihnachten spielte nicht so eine grosse Rolle weil wir seit Jahren nicht gemeinsam gefeiert hatten, aber das mit dem Geburtstag war schlimm für mich. Aber zur Weihnachtszeit tat es mir vor allem für IHN so leid, dass er nicht mehr da war...seine Frau (nicht meine Mutter) war sehr einsam ohne ihn und es tat mir für die beiden so leid, das tat so weh.

Jetzt geht es mir viel besser als vor 1 Jahr. Das "erste" Mal für all diese Termine der neuen Zeitrechnung (so sehe ich das auch immer noch - als er noch lebte und dann danach) ist glaube ich wirklich das schlimmste. Natürlich tut es später dann auch noch weh, aber es wird erträglicher, "aushaltbar", man lernt damit umzugehen.

Die Zeit heilt eben doch irgendwie alle Wunden. Ich denke mir das wie eine grosse Wunde die nach langer Zeit zuheilt, man behält eine dicke Narbe zurück die immer bleibt, die man sieht und die jetzt zum Leben dazu gehört, und manchmal tut sie auch noch weh, aber nicht immer. Aber sie ist da und gehört jetzt dazu.

Ich denke, es heisst nicht umsonst das Trauerjahr. Diese Zeit braucht es mindestens, um die Dinge sich halbwegs normalisieren zu lassen. Der Jahrestag war bei mir dann auch noch mal besonders schlimm. Ich denke, nächstes Jahr wird es schon "besser" sein, auch wenn gleichzeitig das Entsetzen darüber wächst, wie LANGE das jetzt schon alles her ist. Da erschrecke ich manchmal vor der Zeit, die vergeht. Ich denke aber, mit der Zeit wird es besser, und andere Dinge treten auch wieder in den Vordergrund.

Es ist ganz klar, dass es immer wieder bestimmte Daten gibt, die einen zurück denken lassen - eben vor allem wenn es sich das erste Mal jährt. Da kommt der Schmerz noch mal besonders zurück. Ich denke es ist wichtig das zu akzeptieren und zu durchleben, DAMIT es mir der Zeit besser werden kann.

Für die magischen Daten wie "genau vor 1 Jahr war dei OP" usw., gibt es für mich keinen anderen Umgang als eben die Rückschau, und das auch auszuhalten, z.T. versenke ich mich richtig noch mal in alles, lese OP berichte usw. Das versteht hier keiner ("lass das, das zieh dich doch nur runter"....) aber für mich ist es der Weg. Und nach ein paar Tagen geht es wieder. Am Todestag meines Vaters (und am nächsten Tage ist sein Geburtstag) habe ich ein Rosen-Herz bestellt und zum Grab gebracht. Mir helfen solche Gesten, für die Adventszeit habe ich auch was gebastelt und werde jetzt auch die "Deko" fürs Grab wieder rausholen, er hat dann einen Weihnachtsmann und ein paar Sterne und sowas. Ist mir egal was andere evtl denken, ich find's schön.

Kerstin
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