Einzelnen Beitrag anzeigen
  #9  
Alt 05.11.2005, 10:29
Benutzerbild von Ylva
Ylva Ylva ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.10.2005
Ort: Hessen
Beiträge: 3.112
Standard AW: Im Schrank verkriechen ...

Hallo Tanja,

ich bin in einer ähnlichen Situation wie du.
Meine Mutter hat Brustkrebs und lässt sich sehr hängen (hier im KK habe ich gemerkt das man trotz dieser Diagnose vorwärts schauen kann,wenn man will und den Mut dazu hat ) Ich darf nicht ungerecht sein,ich kann nicht im entferntesten erahnen wie schlimm der BK für meine Mutter sein muss aber ich bin doch unheimlich wütend das sie sich so hängenlässt. Und das obwohl es wirkllich ganz gut aussieht (auch wenn die Angst einen immerzu begeleitet) aber bei der letzten nachsorgeuntersuchung war nichts neues gefunden worden,die blutwerte waren okay und der tumormarker war sehr niedrig. Ist das nicht wenigstens ein kleiner Grund zur Freude? Für meine Mama nicht..
Letztes Jahr war ich mitten in den Abschlussprüfungen als meine Mutter erkrankte,habe gedacht das ich es nicht schaffen werde,habe meinen Realschulabschluss dann aber doch irgendwie hingekriegt (ich war irgendwie tot..) und bin dann erstmal nach island geflohen (ziemlich feige,ich weiss) Dort hatte ich ein furchtbar schlechtes Gewissen und das ist bis heute so. Wenn ich nicht zuhause bin,fühle ich mich schuldig,mache mir vorwürfe nicht für sie dazu sein,sie alleine zu lassen.
Mit Freunden gehe ich so gut wie gar nicht mehr weg,zum einen weil sich sehr viele abgewandt haben als sie von der Krankheit meiner Mama erfuhren haben (tröstende worte kamen nie..) und zum anderen weil es mir so falsch vorkäme. Weggehen,feiern,während meine Mama zuhause weinend sitzt.
Sie weint sehr viel.
Anderrerseits weiss ich auch,dass ich mein Leben endlich mal in den Griff kriegen muss,dass ich auch mal an mich denken muss usw.
Wie gesagt,es sind nur Gedanken. Ich schaffe es nicht sie in die Tat umzusetzen.Ich bin zu schwach und das obwohl jeder von mir denkt und erwartet das ich die Starke bin.
Ich würde kmir so sehr wünschen,dass meine Mama wieder mehr Lebensmut und Freude bekommt,gerade jetzt nach solch einer schönen Diagnose...

Ich finde eigentlich,dass wir unser Leben nicht nur davon abhähnig machen sollten,dass wir durchaus auch unser eigenes Leben leben sollten,dass wir auch mal an uns denken sollten. Nur weil wir mal feiern gehen und mal nicht zuhause bei Mama sind heisst das doch noch lange nicht,dass wir sie im Stich lassen. Klingt schön oder? Leider sind das nur Gedanken die ich nicht in diePraxis übertragen kann. Vielleicht habe ich dazu auch zuwenig Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl.
Ich habe ja schon ein schlechtes Gewissen wenn ich zur Arbeit fahre oder mit meinem Pferd unterwegs bin.

Eine verzwickte Situation,in der ich für mich kein Entkommen sehe.
Ich hoffe du schaffst es !!!!!

Ganz liebe Grüße an Dich,
Ylva
Mit Zitat antworten