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Alt 26.10.2005, 06:56
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Petra11 Petra11 ist offline
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Standard AW: Die Hoffnung stirbt zuletzt...

Mein geliebter Papa,

jetzt ist er da der Tag...vor einem Jahr bist du von uns gegangen...wie gerne hätte ich dich festgehalten...als ich mich von dir verabschiedet habe...abends als ich nach Hause fuhr...habe ich dir ins Ohr geflüstert, das ich dich gehen lasse, das du keine Schmerzen mehr haben sollst, das du deinen Frieden finden darfst und das ich hoffe das du deine Brüder wieder triffst, die alle schon vor dir gehen musstest...ich habe dir gesagt, das es OK ist...und dann hast du dich abends auf den Weg gemacht...der Mond stand fast voll am Himmel, er hat dir deinen Weg geleuchtet...als ich dann wieder zu dir kam, war dein Körper schon ohne Leben, aber ich weiss deine Seele war noch da und hat uns gehört: unser Weinen, unsere Liebesschwüre, unsere Dankbarkeit...einfach alles...das du ein wunderbarer, liebevoller Ehemann und Vater bist...das du uns fehlen wirst...

Papa, heute schreibe ich dir ein Lied hierein, es ist ein Vater/Tochter Lied und eigentlich passt es nicht zu unserer Situation, doch ich hatte es damals im Krankenhaus immer im Kopf und für mich gehört es mit zu meinen Erinnerungen:

Die Zeit ist um, die uns verband, ich weiß, daß Du es fühlst
So geh' ich jetzt, auch wenn Du mich noch gern beschützen willst
Dein Leuchtturm steht nun anderswo - und nicht mehr hier bei Dir
Und auf dem Weg zum eigenen Licht komm sag, was wünscht Du mir

Ich wünsch' Dir Liebe ohne Leiden und eine Hand, die Deine hält
Ich wünsch' Dir Liebe ohne Leiden und daß Dir nie die Hoffnung fehlt
Und daß Dir Deine Träume bleiben und wenn Du suchst nach Zärtlichkeit
Wünsch' ich Dir Liebe ohne Leiden und Glück für alle Zeit

Du bleibst zurück und stehst an sich recht fest in Deiner Welt
Und doch tut's gut wenn irgendwer auch mir die Daumen hält
So sag' ich: Ciao - doch bitte schau noch einmal hinter Dich
Und lach mich an und sage mir, was ist Dein Wunsch für mich

Ich wünsch' Dir Liebe ohne Leiden und eine Hand, die Deine hält
Ich wünsch' Dir Liebe ohne Leiden und daß Dir nie die Hoffnung fehlt
Und daß Dir Deine Träume bleiben und wenn Du suchst nach Zärtlichkeit
Wünsch' ich Dir Liebe ohne Leiden und Glück für alle Zeit

Papa, wir werden heute wie immer zusammen halten...Mama, Markus mit Nina und ich mit Christian!!

Ich bin stolz darauf das DU mein Vater bist!!

In Liebe
für immer und ewig deine Tochter
Petra

Tagebucheintrag vom 26.10.2004

Papa ist schmerzfrei und einigermaßen ruhig. Aber alle 1 ½ Stunden quält ihn der Harndrang. Er hat viel Blut im Urin und auch an den Armen und am Rücken gibt es schon Einblutungen. Er bekommt Valium nun auch über den Diffuser. Er hat starke Schmerzen, da er sein Wasser nicht lassen kann. Nachmittags wird trotz der Gefahr ein Blutung doch noch eine Blasenkatheter gelegt. Das gestaute Urin kann nun abfließen. Papa kommt nun endlich zur Ruhe. Markus und Mama machen die Nachtwache. Um halb 10 kommt Margret H. noch zu Besuch (Heinz liegt auch im Krankenhaus). Als Mama wieder ins Zimmer kommt sagt sie Papa noch gute Nacht und streichelt ihm die Hand. Markus ist eingenickt. Als Mama sich hinlegt merkt sie wie Papas Atem flacher wird. Er atmet noch einmal tief durch, Mama steht auf und ruft Markus. Dann macht Papa seinen letzten Atemzug. Markus ruft Christian und mich an. Fünf Minuten später sind wir da. Papa ist erlöst.
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