[hanne]

Hallo Marcus,
freu dich, dass du deine Familie hast. Nachdem ich meine Mutter einen Tag vor der OP am 5.9.2003 informiert habe (ich wollte sie vorher nicht damit belasten), hat sie sich einmal bei einer meiner Schwestern gemeldet und gemeint, so schlimm wäre es wohl nicht. Nachdem meine Schwester ihr gesagt hat, dass es Krebs war und mir eine Niere entfernt wurde, hat sie von sich aus nicht mehr bei mir angerufen, geschweige denn gefragt, wie es mir ginge. Ostern 2005 hat sie mir dann ausrichten lassen, dass sie mich nicht mehr anrufen würde. Kurz danach soll sie in ein Altenheim umgezogen sein. Dort hat sie angegeben, dass sie (statt insgesamt 5) nur 2 Kinder hätte. Von meinen anderen drei Geschwistern höre ich auch nichts.
Ich bin es leid, immer Verständnis für andere aufzubringen. Ich lasse mir nicht - wie anläßlich einer Feier bei meinem ehem. Arbeitgeber - sagen, dass man bei "positiver Einstellung" auch keinen Krebs bekommt. Statt Genesungswünschen bekommt man eine Kündigung. Einmal wurde ich angerufen, weil mich kurz nach der OP mehrere Kolleginnen zuhause besuchen wollten. Ich bin Alleinstehend und war wirklich nicht in der Lage ca. 4-6 Personen zu bewirten. Auch dafür hatte man kein Verständnis.
Ich freue mich über jeden Tag, an dem es mir einigermaßen geht, suche mir immer etwas, was ich unbedingt tun will. Und wenn ich sterben sollte, dann ist das auch okay, aber bitte mit Würde.
Mein Verständnis für die, die mit Krankheit und Sterben nicht umgehen können, ist aufgebraucht. Merkwürdigerweise jammer die am meisten, denen es relativ gut geht.
Gruß Hanne