Thema: I miss you
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Alt 05.08.2005, 15:05
Gast
 
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Standard I miss you

Liebe Andrea. Mit dem was du sagst, hast du ja so recht. Ich kenne ebenfalls so viele Menschen, die keine Probleme haben aber trotzdem ständig am nörgeln sind. Meine sogenannte Freundin, sie ist eigentlich auch ziemlich anstrengend, jammert auch oft. Ich habe keinen Mann, ich bin zu dick, mir geht es schlecht, ich will dies ich will das. Dabei ist sie gesund und hat auch eine gesunde Tochter. Seit ca. drei Wochen hat sie einen neuen Mann. Und schwärmt mir immer vor, wie schön das ist. Wie tollen Sex sie haben usw. Völlig fehl am Platz. Neulich sagte sie doch zu mir, dass sie mich endlich mal mit in die Disko nehmen will, damit ich mir einen Mann suchen kann. Ich habe sie nur angesehen und gefragt, ob sie noch ganz rund läuft.
Mein Schatz ist seit nicht einmal zwei Monaten tot und da habe ich echt andere Sorgen, als mir einen neuen zu suchen. Sie hat überhaupt kein Gespühr dafür, wann etwas einfach nicht angebracht ist. Aber ich habe keine andere Freundin in der Nähe. Und so ganz ohne ist auch nicht schön. Schön blöd oder? Na ja. Eigentlich habe ich eine Schwester. Sie ist drei Jahre jünger als ich. Lebt seit ca. 8 Jahren vom Staat. Sie hat keine abgeschlossene Ausbildung. Hängt nur zu Hause rum. Aber beschwert sich immer wieder, wie schlecht es ihr doch geht und was sie sich alles nicht leisten kann. In der Zeit, in der mein Mann erkrankt war, hat sie sich nicht einmal um mich gekümmert. Sie hat nicht einmal gefragt, wie es mir geht. Sie war nicht zu seiner Beerdigung, weil sie es nicht verkraftet hätte. Da frage ich dich, ist das noch normal. Jetzt habe ich den Kontakt zur ihr erstmal abgebrochen. Ich kann das nicht mehr ertragen. Da habe ich lieber meine Mum und meine Süsse bei mir. Die sind jedenfalls immer für mich da.
In den letzten Monaten ist mir erst einmal bewusst geworden, mit wie vielen Dingen der Mensch sich so beschäftigt, die eigentlich völlig unwichtig sind. Vieles, was mir früher wichtig war, bedeutet heute gar nichts mehr. Wenn man so etwas durchmachen muss, egal, wie es endet, wird man ein anderer Mensch. Meine Mum sagt immer, dass ich jetzt viel aufgeschlossener, selbstsicherer und mit viel mehr Kraft an viele Dinge herangehe. Alle haben mir immer wieder gesagt, wie stark ich bin. Aber ich glaube das muss man sein. Man hat doch keine andere Wahl? Ich habe ein Kind, dass mich braucht und deren Leben weiter geht, auch wenn der Papa nicht mehr da ist. Wir beide werden das schon schaffen. Irgendwie. Ich liebe meinen Mann. Und das wird sich auch nie ändern. Ich hätte mir nicht verziehen, wenn ich nicht für ihn dagewesen wäre. Ich hätte mir für immer Vorwürfe gemacht, wenn ich nicht bei ihm gewesen wäre, als er starb. Nichts war in den letzten Monaten wichtiger als er. Klar ist es schwer aber wie du sagtest, man kann es sich leider nicht aussuchen. Er fehlt so sehr. Ich würde ihn gern in die Arme schließen und ihm sagen, dass ich ihn liebe. Ich würde gerne wissen, ob ich für auch wirklich alles getan habe. Als er aufgehört hat zu atmen, ist ein großer Teil von mir mit gestorben. Ich werde ihn nie vergessen und es wird immer eine Leere in mir bleiben, die auch niemand füllen kann. Jetzt laufen mir erst einmal wieder dicke Tränen über das Gesicht. Laßt euch nicht unterkriegen ihr drei. Ich denke an Euche.
Liebe Grüße Simone.
P.S. Am Wochenende kann ich leider nicht schreiben. Das geht im Moment nicht von zu Hause. Bekomme meinen Internetanschluss nicht hin. Um so etwas hat sich immer mein Mann gekümmert. Am Monat bin ich dann wieder auf Arbeit. Dann melde ich mich. Bis dahin alles Liebe.name@domain.de
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