Liebe Dani, lieber Mario,

vielleicht habe ich schon mal erwähnt, daß ich nicht an Gott glaube. Manchmal wünschte ich, es wäre anders. Ich glaube ganz fest, daß man sich in solchen Situationen leichter tut, wenn man diesen Glauben hat.
Ich glaube aber an das 'fatum', das Schicksal, die Vorherbestimmung.
Deswegen hoffe und wünsche ich euch, daß dieses Schicksal es gut gemeint hat mit eurer Mami. Ihr weiteres Leiden ersparen wollte. Ich denke, es wäre schön, wenn sie bald gehen dürfte. Das wünsche ich ihr.
Ihr werdet untröstlich sein und verzweifelt. Aber um euch ist mir nicht bang, denn ihr habt einander.

Mein Vater hatte nach seiner Diagnose keine schlechte Lebensqualität. Bis sechs Tage vor seinem Tod. All die Schreckensszenarien, die ich mir vorgestellt hatte, sind nicht eingetroffen. Das Leiden in seinen letzten Tagen war in seinem Kopf, nicht in seinem Körper. Es war nicht minder schlimm, vielleicht sogar schlimmer.
Er ist fast auf die Minute genau 12 Stunden nach dem Papst gestorben. Der Titel der Sonntagszeitung an diesem Morgen war: 'Ich bin froh, seid ihr es auch.' Nichts hätte meine Gefühle besser ausdrücken können.
Im nachhinein habe ich oft darüber nachgedacht, wie glücklich wir, und vor allem er, uns doch schätzen müssen. Alles hätte noch viel schlimmer kommen können. Das war mir ein Trost.

Auch wenn das Leben eurer Mami nun bald zu Ende geht: ich glaube, daß sie es besser und schöner gelebt hat als viele andere Menschen. Und in euch wird sie weiterleben. Und sie wird stolz sein auf euch.

Übrigens glaube ich durchaus an ein 'Leben' nach dem Tod. Nicht im christlichen Sinn. Für mich ist es die Vorstellung, ein Teil des Kosmos zu werden. Ein Teil des Großen, des Ganzen.

Auch meine Gedanken sind bei euch. Auch bei mir brennt die Kerze.

Isa